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Gegenwind und Heiliger Geist

Gegenwind und Heiliger Geist

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Endlich, der Frühling ist da. Da genieße ich es sehr, wieder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Allerdings: Eines vermiest mir den Fahrgenuss fast jeden Tag: Der Gegenwind. Der scheint irgendwie immer zu wehen – egal ob morgens oder abends. Und erschwert mir das Vorwärtskommen. Für mich heißt das dann: Mich möglichst klein machen. Ein oder zwei Gänge runterschalten. Und einfach weitertreten. Auch wenn ich still und heimlich herumfluche und so manches Mal ziemlich verschwitzt am Ziel ankomme.

Im Gegenwind sein. Als Kirchenmensch erlebe ich: Die Katholische Kirche und allen voran die deutschen Bischöfe stehen derzeit ziemlich im Gegenwind. Widerstand, Ablehnung, ja sogar manchmal richtiger Hass schlägt ihnen entgegen. Das hat natürlich mit den seit vielen Jahren schwelenden Konfliktthemen zu tun. Sei es die Rolle der Frau in der Kirche. Sei es der Zölibat. Sei es das riesige Thema Missbrauch. Seien es alle Fragen rund um Sexualität. Ich muss sagen: Ein ziemlicher Sturm ist dieser Gegenwind bereits geworden. Aber ich meine auch: Viele Bischöfe sind erste, richtige Schritte gegangen. Wenn vielleicht auch erstmal einmal nur ganz kleine. Sie wollen mehr Frauen in kirchliche Führungspositionen bringen. Es hat eine Debatte um den Zölibat für Priester begonnen. Und der Missbrauch in der katholischen Kirche soll endlich entschieden aufgeklärt und bekämpft werden.

Klar: Viele empfinden das als viel zu wenig. Sagen: „Das sind doch reine Absichtserklärungen.“ Denn: Immer weniger Menschen haben noch Vertrauen zur katholischen Kirche. Sie glauben ihr schlicht und ergreifend nicht mehr. Viele ziehen die Konsequenz, wollen mit der Kirche nichts mehr zu tun haben und treten aus. Und da sind auch viele Menschen dabei, die ihre Kirche eigentlich lieben und es nach Jahrzehnten einfach nicht mehr aushalten. Auch sie verursachen nicht wenig Gegenwind.

Der Wind ist ja auch ein Symbol für den Heiligen Geist. In der Bibel wird davon erzählt, wie am Pfingsttag der Heilige Geist mit Sturm und Brausen über die Jünger Jesu kommt. Wie dieser Wind ihnen um die Nase weht und ihren Kopf frei macht. Und sie daraufhin beginnen, ohne Angst über die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu predigen. Daher denke ich mir: Gegenwind hat auch manchmal etwas Gutes. Manchmal ist er sogar notwendig. Denn ohne diesen Gegenwind hätten sich die Bischöfe vielleicht nie bewegt. Sich nie zu Veränderungen entschlossen. Daher hoffe ich sehr: Dass die Bischöfe ihren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Mit Gegenwind. Vielleicht kommen sie verschwitzt und zerzaust an ein Ziel. Aber ich bin überzeugt: So gewinnen sie Vertrauen zurück. So wird Kirche wieder glaubwürdiger.

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