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Gedenktag an das Reaktorunglück in Fukushima 2011
Bildquelle: pixabay

Gedenktag an das Reaktorunglück in Fukushima 2011

Marcus Vogler
Ein Beitrag von Marcus Vogler, Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

Es ist ein Freitag im März 2011. Früher Nachmittag. Der Tag sonnig und klar. Da bebt die Erde im Nordosten Japans. Das Epizentrum liegt weit draußen im Meer, 130 Kilometer östlich von Sendai im Pazifik. Das Erdbeben ist mit einer Stärke von 9,0 das viertschwerste je gemessene. Ihm folgt ein noch viel schlimmerer Tsunami: gigantische Wellen wälzen sich etwa 40 Minuten nach dem Beben in das ganze Land hinein und reißen ganze Küstenstädte mit sich. Über 19.000 Menschen sterben, Hunderttausende werden obdachlos. Diese Naturgewalt – sie wäre schon Katastrophe genug gewesen. Doch das größte anzunehmende Unglück ist an diesem Tag ein anderes. Das Erdbeben und der Tsunami vom 11. März 2011 zerstören die Reaktoren des Kernkraftwerks Fukushima und damit das weltweite Vertrauen in die Atomenergie.

Der 11. März ist seitdem der offizielle Tag des Erinnerns an den GAU im Atomkraftwerk von Fukushima. Heute wird mir wieder einmal schmerzlich bewusst: Die Schöpfung, unsere Welt, unser Lebensraum Erde sind in Gefahr. Ursachen dafür sind der Klimawandel, der Abbau von Bodenschätzen, die Einschränkung des Lebensraumes von Tieren. Das lässt kaum jemanden kalt – auch mich nicht. Die Angst vor den Folgen des Klimawandels ist laut Umfragen zurzeit die größte Angst der Deutschen, weit vor Terror oder Altersarmut.

Der christliche Glaube sieht die Welt als Gottes gute Schöpfung. Der Mensch hat den Auftrag, die Welt zu gestalten und die Schöpfung zu bewahren. Die Sorge für die „Mutter Erde“ ist nicht eine unter vielen Fragen, sondern die Überlebensfrage des Planeten überhaupt. Die Schöpfung Gottes ist kein Zufallsprodukt. Sie ist gewollt und aus Liebe erschaffen. Schon die ersten Seiten der Bibel sprechen davon, dass die Erschaffung der Erde „gut“ ist. Die biblischen Texte verweisen immer wieder auf den Schöpfergott, der ein Liebhaber des Lebens ist. Er hat die Welt mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen und trägt  Sorge für seine Geschöpfe. Nach jüdisch-christlichem Glauben ist der Mensch Ebenbild Gottes und hat den Auftrag, für Gottes Schöpfung Verantwortung zu tragen.

Um die wunderbare Welt auch nachkommenden Generationen zu erhalten, muss in Politik und Gesellschaft viel bewegt werden. Aber ich darf die Verantwortung zur Bewahrung der Schöpfung nicht nur anderen überlassen. Jeder einzelne Mensch kann und muss anfangen etwas zu tun. Und jeder kann seinen Beitrag leisten: Sei es das Insektenhotel im Garten. Sei es die Entscheidung an der Fleischtheke, nur hochwertige Produkte aus artgerechter Haltung zu kaufen oder auch mal über längere Zeit ganz auf Fleisch zu verzichten. Sei es den Weg mit dem Fahrrad oder zu Fuß, anstatt mit dem Auto zurückzulegen. Ein afrikanisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte gehen, wird das Angesicht der Erde verändert‘. Der heutige Gedenktag an das Unglück in Fukushima rüttelt mich auf und sagt mir: Fang noch heute damit an und tu mehr als bisher etwas für die Bewahrung der Schöpfung. Schiebe es nicht auf die lange Bank! Warte nicht erst darauf, bis andere reagieren oder bis ein Gesetz erlassen wird. „Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte gehen, wird das Angesicht der Erde verändert‘. Unsere Mutter Erde und alle nachkommenden Generationen werden es uns danken.

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