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Freunde im Leid
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Freunde im Leid

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Heute vor 25 Jahren hat Michael Schuhmacher seinen ersten Weltmeistertitel in der Formel 1 gewonnen. Ein Leben, am liebsten auf der Pole Position, wenigstens aber auf der Überholspur: Glänzende Pokale, prickelnde Sektduschen auf dem Siegertreppchen, Jetset.

Er ist der erfolgreichste Pilot der Formel1-Geschichte. Mit seiner Frau Corinna hat er zwei erwachsene Kinder. Viele Millionen Fans und Freunde haben ihm dieses Glück gegönnt.

Und plötzlich ist alles anders

Im Winter vor sechs Jahren dann der Unfall: Beim Skifahren erleidet Michael Schuhmacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Seitdem weiß niemand außerhalb der Familie wie es dem Patienten geht.

Ein Mann, der mit allem gesegnet ist, was man sich nur wünschen kann, Familie Reichtum und Glück, dieser Mann muss plötzlich leiden. Freunde stehen ihm zur Seite, sie besuchen ihn und wollen ihn trösten.

Eine ganz ähnliche Geschichte erzählt die Bibel. Hiob, ein erfolgreicher und glücklicher Mann verliert alles: seine Kinder sterben, sein ganzer Besitz geht verloren, er wird schwer krank. Auch ihn besuchen seine Freunde, schauen nach ihm, wenden sich nicht ab.

Freunde geben Kraft

Einer der Freunde, die Schumi persönlich besuchen dürfen, ist Jean Todt. Er war bei Schumachers fünf WM-Titeln mit Ferrari sein Teamchef. „Wir sind mit Michael und seiner Familie in täglichem Kontakt“, sagt er.

Tausende Fans und Freunde stehen ihm bei, auch wenn sie ihn nicht besuchen können. Auf Schuhmachers Homepage steht mit Blick auf die vielen Fans ein Dank: „Eure Kraft hilft uns sehr“. Wie kann das ausgehen? In der biblischen Geschichte geschieht das Wunder und Hiob bekommt alles zurück, was er verloren hatte.

Das Wunder des Hiob

Joseph Roth hat die Hiobgeschichte zu Beginn des 20.Jh in einem berühmten Roman neu erzählt. Dort sagen die Freunde nach dem Wunder zur Hauptfigur: „Wie wir damals mit dir traurig waren, so sind wir heute mit dir fröhlich. Groß sind die Wunder, die der Ewige vollbringt, heute noch wie vor einigen tausend Jahren.“

Auf ein Wunder hoffen auch viele für Michael Schuhmacher. Warum guten Menschen Böses widerfährt, die Frage bewegt Menschen schon immer. Ich weiß auch keine letztgültige Antwort. Eins gilt aber von Hiob bis Schuhmacher: Es tut gut, Freunde zu haben, die mich in der Not besuchen und mein Leid teilen, selbst wenn da nur wenig Hoffnung ist.

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