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Draufschlagen kann jeder
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Draufschlagen kann jeder

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Moderator/Moderatorin: In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben US-Soldaten vor einigen Tagen mit Ghassem Soleimani einen der wichtigsten iranischen Militärstrategen getötet. Prompt folgten iranische Raketen auf US-Stützpunkte im Irak. Soweit wir wissen, blieben die Schäden eher gering. Unklar ist bis jetzt, was zum Absturz des ukrainischen Flugzeugs mit 173 Toten geführt hat. Die Zeichen zwischen Iran und den USA scheinen jedenfalls im Moment eher auf Wind zu stehen und nicht auf Sturm. Ein zartes Pflänzchen der Hoffnung, findet Andrea Seeger von der evangelischen Kirche.

Das Grundgefühl der Woche ist Erleichterung. Denn die Bilder der Woche wirkten  bedrohlich. Menschenmassen, hasserfüllte Drohgebärden, markige Sprüche, es konnte einem Angst und Bange werden. Manche sprachen gar davon, dass ein dritter Weltkrieg bevorstehe. Und dann das: Iran lenkt ein, will keine weiteren Angriffe starten. Auch US-Präsident Donald Trump schlägt moderatere Töne an. Er kündigt zwar neue Wirtschaftssanktionen an, aber keine weiteren Militärschläge. Wo auch immer die Gründe dafür im Einzelnen liegen: Es ist gut so!

Entscheidungen nicht vorschnell treffen

Was sagt Jakobus in der Bibel? „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Jakobus 1,19) Das ist weise. Gut zuhören, sich reiflich überlegen, welche Worte man setzt und Entscheidungen nicht voller Wut treffen. Wie heißt es so passend: Schlaf mal eine Nacht drüber!  Bei Lichte betrachtet und weniger aufgewühlt sehen die Dinge oft anders aus.

Es ist hilfreich, in Konflikten mal einen Schritt zurückzutreten und innezuhalten. Nicht immer und unbedingt auf mein Recht zu pochen. Das erleben wir im Alltag dauernd, zum Beispiel im Autoverkehr. Rechts hat Vorfahrt. Ok, dann setz ich das durch ­ - ohne Rücksicht auf Verluste. Mein Auto ist jetzt zwar an der Seite eingedrückt und ich muss eine Halskrause tragen, egal: Ich hatte Recht!

Zurückstecken erfordert Mut

Sinnvoller wäre es gewesen, den anderen vorzulassen – obwohl er falsch lag. Das aber erfordert mehr Haltung, mehr Ich-Stärke, mehr Übersicht, in vielen Fällen auch mehr Mut. Draufschlagen kann jeder. Zurückstecken ist schwieriger. Das klappt immer dann ganz gut, wenn jeder das Gesicht wahren kann, wenn keiner als absoluter Verlierer vom Platz schleichen muss. Gut zuhören, Worte vorsichtig setzen, Entscheidungen nicht im Zorn treffen – das gilt im Großen wie im Kleinen.

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