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Die Wanne ist voll
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Die Wanne ist voll

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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„Du, die Wanne ist voll … Juhuhu.“ Das ist ein Klamauklied, mit dem Helga Federsen und Dieter Hallervorden 1978 einen Überraschungserfolg in den Charts gelandet haben. Es ist eine Hit-Parodie von einem Musical-Lied. „Du, die Wanne ist voll …“ ist für mich ein Ohrwurm, der mich bis heute zum Lachen bringt – einfach, weil Text, Melodie und Interpreten schräg und vor allem auch spaßig sind.

Dieses Lied summe ich im Moment häufiger vor mich hin. Denn: In dieser doch ein wenig anderen Zeit sitzen meine beiden Pubertierchen beinahe jeden Tag in der Badewanne. Das ist für mich schräg, aber nach anfänglichem Ärger und ökologischen Anfragen verstehe ich sie mehr und mehr.

Die Wanne ist ihr Rückzugsort. Sie lassen die Wanne ganz voll laufen … Da sind sie mit ihren Gedanken, Sehnsüchten und Ängsten ganz bei sich und dabei auch ein wenig geborgen. Das Wasser tut ihnen gut: Es ist warm und sorgt für fließende Bewegungen. Ängste und auch Verspannungen lösen sich. Nach ihren Bädern tauchen beide gut gelaunt aus dem Badezimmer auf: frisch und gut riechend.

Wasser als Symbol der Reinigung, des Erneuerns, der Verwandlung, das kennen alle Religionen: Reinigungsriten. Im Christentum gibt es die Taufe, und auch an Ostern spielt Wasser eine Rolle. Wasser hat einen lebensspendenden Charakter. Vielleicht ist das Wasser für meine Jungs in dieser doch so etwas anderen Zeit die Möglichkeit, sich frei zu fühlen, sich treiben zu lassen, zu pubertieren.

Ich glaube, meine Jungs brauchen ihre Zeiten im Wasser, um gesund und klar zu bleiben. Sie entwickeln sich weiter, werden erwachsen. Helga Federsen und auch Dieter Hallervorden haben in ihren Sketchen und Liedern viele komische, manchmal auch satirische Deutungen der Welt angeboten. Auch gerade angesichts von Schicksalsschlägen. Dieter Hallervorden singt ganz aktuell in seinem Coronalied: „Wir werden wieder gesund. …  Da zwingt uns so ein Vieh doch nicht mehr in die Knie: nie, nie, nie.“ Genau das wünsche ich meinen Söhnen in ihrer vollen Wanne.

 

 

 

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