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Die Botschaft einer Briefmarke
Bild: Pixabay

Die Botschaft einer Briefmarke

Marcus Vogler
Ein Beitrag von Marcus Vogler, Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

Große und kleine, schöne und nicht so schöne, ganze Serien und Einzelstücke, gestempelte und ungestempelte: In einem Briefmarkenalbum begegnen mir die unterschiedlichsten Exemplare. Auch wenn jede Briefmarke einen aufgedruckten Wert hat: Erfahrene Briefmarkensammler betonen, dass der Sammelwert einer Briefmarke nicht das Entscheidende ist. Wichtig ist, wie viele Exemplare dieser Marke existieren. Der Grundsatz lautet also: je seltener, desto wertvoller.

Ein Briefmarkenalbum ist für mich ein schönes Bild für Gott, an den ich glauben darf. Gott ist in diesem Bild der Sammler. Natürlich nicht in dem Sinne, wie ein echter Briefmarkensammler sein Hobby ausübt. Aber der christliche Glaube sagt: Gott ist der Schöpfer und er steht als solcher hinter jedem menschlichen Leben.

So wie die Briefmarken im Sammelalbum gut geschützt sind, damit ihnen nichts passiert, so sind wir Menschen bei Gott geborgen. Er hält die ganze Welt in seiner Hand! Und wir Menschen sind dann wie Briefmarken: Es gibt dicke und dünne, alte und junge, schöne und nicht so schöne, berühmte und weniger berühmte Menschen. Und Sie ahnen schon, was ich Ihnen jetzt sagen will: All diese Beschreibungen und Eigenschaften sagen nichts darüber aus, welchen Wert der Mensch für Gott hat! Auch hier gilt: Je mehr Unikate es gibt, desto wertvoller sind sie.

Sehr anschaulich hat ein Religionslehrer mit einem Experiment seinen Schülern den Wert eines Menschen verdeutlicht. Er zeigte den Schülern einen nagelneuen 100 Euro Schein. Auf seine Frage, wer diesen Schein haben möchte, gingen natürlich alle Finger hoch. Der Lehrer zerknäulte den Schein. Warf ihn auf den Boden. Zu guter Letzt trampelte er mit seinen Dreckschuhen auf ihm herum. Noch immer wollten alle Schüler den jetzt schmutzigen und hässlichen Schein haben. Der Grund liegt auf der Hand: Der Schein hatte nicht seinen Wert verloren, obwohl er äußerlich unansehnlich und dreckig war. Eine unvergessliche und prägende Erfahrung für die Schüler. Sie haben erkannt: Egal was auch im Leben passiert, als Mensch verlierst du niemals deinen Wert.

Und genau an dieser Stelle kommt mein christlicher Glaube ins Spiel, der mir sagt: Gott hat jeden Menschen als Unikat geschaffen. Jeder Mensch ist ein unverwechselbares Einzelstück. Und somit hat jeder Mensch vor Gott den gleichen Wert und die gleiche Würde. Gott macht keine Unterschiede. Jeder Mensch ist in seinen Augen kostbar und wertvoll.  

Diese christliche Lebenseinstellung hat Auswirkungen auf meinen Umgang mit den Mitmenschen.  Nicht nur ich bin von Gott geliebt, sondern jeder Mensch, der mir begegnet ist das auch. Deshalb soll ich gut und liebevoll mit ihm umgehen. Bei meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis fällt es mir meistens leicht, das anzunehmen. Nicht ganz so einfach ist es bei den Menschen, die mir unsympathisch sind oder sogar gegen mich arbeiten. Da komme ich oft an meine Grenzen. Auch sie sind von Gott geliebte Unikate. Einmalig und unverwechselbar. Das ist manchmal eine große Herausforderung und anstrengend.

Ein Blick in die Bibel hilft mir dabei. Immer wieder begegnet Jesus den Menschen mit Hochachtung und Wertschätzung. Sogar den größten Sündern macht er keine Vorwürfe. Er lädt sie ein, ihr Leben zu ändern. Als die Soldaten ihn umbringen, betet er sterbend für die, die ihn töten. Eine größere Liebe kann es nicht geben. In der nächsten Woche feiern am Karfreitag alle Christen genau diese unbeschreibliche Liebe Gottes. Jesus stirbt für die Menschen am Kreuz. Das ist für mich Antrieb und Motivation die Menschen zu lieben und zu achten.

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