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Der Weg zum Licht
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Der Weg zum Licht

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel

Mit dem 6. Januar, dem Dreikönigstag, hat im Kirchenjahr die Epiphaniaszeit begonnen. Sie ist traditionell in Liedern und Texten eng mit dem Licht verbunden. Dem Licht, das uns Weihnachten erschienen ist. Christus wird als Morgenstern besungen, der mit seinem Licht beständig, jeden Tag neu, das Ende der Nacht ankündigt. 

Gerade in diesen Tagen kann ich die Sehnsucht nach Licht verstehen. Die dunklen Phasen des Tages sind lang. Der Winter hat uns noch fest im Griff.   

Der Weg zum Licht darf nicht zu weit sein, hat ein Kollege einmal geschrieben. Der Weg zum Licht darf nicht zu weit sein. - Wie oft habe ich schon an diesen Satz gedacht. Immer dann, wenn ich im Kontakt mit Menschen bin, die Schweres aushalten müssen. Wenn der Ehepartner plötzlich nicht mehr da ist, mit dem man so viele Jahre den Alltag geteilt hat. Mit einem Mal ist alles anders. Vertraute Gewohnheiten laufen ins Leere. Einfache Alltagssituationen wecken schmerzhafte Erinnerungen. Oder wenn Menschen schwer erkranken. Das Leben kann nicht mehr so weitergehen, wie man es gerne möchte. Man braucht Hilfe. Bangt und hofft von Arzttermin zu Arzttermin. Da lasten die Tage und vor allem die Nächte schwer.

Ich bin oft beeindruckt, wie Menschen in schwierigen Lebenslagen ihren Mut nicht verlieren, wie sie Kräfte in sich mobilisieren, die ihnen vielleicht sogar selbst bisher verborgen waren. Das Leben ist nicht immer hell und freundlich. Es gibt auch die dunklen Wegstrecken, die durchschritten werden müssen. Aber es muss in allem Schweren auch immer wieder Licht sein, eine Hoffnung aufscheinen. Manchmal entsteht diese Hoffnung in einem selbst. Viele finden in ihrem Glauben diese Hoffnung, dieses Licht. Manchmal aber kommt das Licht auch von außen auf einen zu. Die Freude über den Besuch eines Freundes vielleicht, oder einfach dass am Morgen beim Aufwachen die Sonne ins Fenster scheint. Was immer es auch sein mag, dieses Licht. Der Weg zum Licht darf nicht zu weit sein.

Deshalb ist es gut, wenn es Boten gibt, die den Weg zum Licht verkürzen. Menschen, die einfach da sind und das Schwere mit aushalten. Menschen, die einen Gruß senden per Post oder auf das Handy. Menschen, denen ich mich anvertrauen kann mit meinen Schwächen und meinen Sorgen.

Auch die Weisen aus dem Morgenland werden das große Licht nicht immer klar vor Augen gehabt haben. In wolkenverhangenen Nächten, in den kein Stern zu sehen war, haben sie sich vielleicht auch gefragt, wo es bloß mit ihnen hingehen soll. Aber dann, irgendwann, riss der Himmel auf und sie konnten den Stern wieder sehen und haben ihr Ziel gefunden.

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