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Der gemeinsame Tisch
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Der gemeinsame Tisch

Jochen Straub
Ein Beitrag von Jochen Straub, Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg
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„Ein Tisch, an dem nicht mehr miteinander gesprochen wird, hört irgendwann auf, ein gemeinsamer Tisch zu sein.“ Das hat ein Professor vor kurzem während eines Vortrags gesagt. Es war während einer Fortbildung, an der ich teilnahm. Die Worte des Professors gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.

Ich denke oft darüber nach, besonders wenn sich wieder eine gemeinsame Tisch-Zeit nähert. So wie jetzt: bald ist Frühstückszeit. Ich denke daran, mit wem ich gleich zu Tisch sitzen werde, und manchmal brennt mir schon auf der Zunge, was ich erzählen möchte. Ich muss aber auch an die Tage denken, an denen es nicht so schön ist zu essen. Das sind die Tage, an denen ich alleine am Tisch sitze. Das sind die Tage, an denen ich mit keinem reden kann und noch schlimmer: die Tage, an denen wir zwar zusammen am Tisch sitzen, aber das Sprechen schwer ist. Dafür kann es ja unterschiedliche Gründe geben: ein trauriges Ereignis, das einem die Kehle zuschnürt oder einfach die sogenannte Gewitterstimmung, die in der Luft liegt und bei der es besser ist zu schweigen, bevor sich das Gewitter entlädt. Manchmal gibt es aber auch ganz angenehme Anlässe für ein fehlendes Tischgespräch. Zum Beispiel, wenn das Essen so gut ist, dass man einfach nur genießt und lange Zeit deshalb schweigt.

Egal wie: Wichtig ist es, irgendwann wieder miteinander zu sprechen, wenn man gemeinsam am Tisch sitzt, sonst hört die Tischgemeinschaft auf, eine Tischgemeinschaft zu sein. Und dann darf es auch einmal etwas länger dauern, dass man am Tisch sitzt. In der Bibel finde ich einen Hinweis darauf. Bei der Hochzeit zu Kana geht der Wein aus. Jesus sorgt dafür, dass wieder Wein da ist. Für mich heißt das: Bleibt noch zusammen. Sitzt weiter am Tisch. Esst und trinkt und genießt und vor allem: redet miteinander.  Heute, am Tag des heiligen Martin kann dies noch einmal eine besondere Bedeutung haben: Das Teilen des Mantels mit dem frierenden Mann sagt mir: Teile dein Leben mit Menschen; teile dein Essen mit Menschen.

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