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Der Geist der Nachbarschaft
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Der Geist der Nachbarschaft

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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In der Zeitung liest Paul (n-tv.de 3. 6. 2029), was er sofort glaubt: „Immer mehr Menschen fühlen sich einsam.“ Nicht nur Ältere; nein, auch Jüngere, liest Paul vor ein paar Tagen. Es gibt zwar immer mehr „Kontakte“, aber immer weniger Gespräche über Glück und Not im Leben. Viele sind ängstlich geworden. Paul kennt das. Er wohnt in einem Mietshaus, in dem man sich früher kannte. Ein bisschen wenigstens. In diesem Jahr gab es schon drei Wechsel bei Mietern. Keiner der Neuen hat sich anderen mal kurz vorgestellt. Viele denken wohl: ich brauche niemanden. Dann sind ihnen andere egal. Oder fürchtet man sie ein bisschen?

Paul macht das anders. Mit Absicht. Wer weiß, was mal ist, denkt er immer. Und schaut andere an, grüßt sie, will wissen, wer so in der Nachbarschaft lebt. Gesichter will ich kennen, sagt er. Auch mal fragen, wie es so geht. Nicht neugierig fragen, nein, interessiert. Wir brauchen doch einander, sagt Paul. Je kleiner Familien werden oder je weiter alle weg wohnen, desto wichtiger werden Nachbarn - die einen dann vielleicht auch mal vermissen, wenn man sich lange nicht sieht.

Ich glaube an den Geist der Nachbarschaft, sagt Paul. Mein Mittel gegen Einsam sein. Soviel an euch liegt, habt mit allen Menschen Frieden. Pauls Konfirmationsspruch. Den Satz aus der Bibel liebt er. Er hat sich nicht immer daran gehalten. Heute weiß ich es aber besser, sagt er. Ich brauche Menschen. Niemand kann es alleine, das Leben. Manchmal muss man um Hilfe bitten. Dann ist es gut, wenn man nicht alleine ist; wenn jemand da ist, ganz nah ist. Am besten gleich nebenan.   

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