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Der Anker hält
Pixabay/Manfred Richter

Der Anker hält

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Vor einer Weile war ich segeln. In einer Bucht liegen wir nachts mit dem Segelboot vor Anker. Mit dem Anker ist es so eine Sache. Ob er hält auf dem Grund des Meeres? Oder ist er nicht fest und rutscht  mit der Strömung auf dem Grund?

Irgendjemand von der Crew hat gesagt: „Hält!“. Aber ich bin unsicher. Nicht, dass wir gleich versinken könnten. Aber irgendwo gegen schliddern. Auf einen Felsen. Oder an die Küste. Ich stelle mir vor, dann kracht es und der Rumpf hat mindestens einen Riesenkratzer oder sogar einen Riss. Ich kann nicht mehr einschlafen. Immer wieder schnelle ich hoch, starre durch das kleine Bullauge. Versuche, im Dunkeln zu erkennen, wo wir grad rumschaukeln. Ich weiß, das ist nicht sinnvoll. Weil sich ja das Segelboot um den Anker dreht. Und es ist natürlich nachts unmöglich zu schauen, ob der Anker wirklich hält.

Während ich mit unsicherem Gefühl wach liege, denke ich daran, was mich eigentlich im Leben hält. Mich verankert. Mir Sicherheit gibt. Eben so ein Ankergefühl. Ich atme aus. Ich lege mich ausgestreckt hin und bete. Einfach das Vaterunser. Dein Wille geschehe. Ich bete es bewusst mehrmals langsam und fühle beim wiederholten Beten ein gutes, sicheres Gefühl.

Dass mit dem Anker unter Wasser kann ich nicht klären. Ich muss mich einfach auf die Kenntnisse der anderen in der Crew verlassen. Die haben gesagt: Hält!  Und ich spüre: Was mich hält, das ist geborgen sein bei Gott. Alles, was mich beunruhigt, wo ich zweifele, einfach alles, kann ich im Gebet vor Gott bringen. Ich atme viel ruhiger und langsamer. Ich verzichte auf den nächsten Kontrollblick durch das kleine Fenster. Beten tut mir gut. Ich bin gehalten. Behütet. Ein wohltuendes Gefühl. Es gluckst, es gluckert. Der Anker wird  halten.

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