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Bunt ist schön
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Bunt ist schön

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt
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Bunt ist schön! Dieser knappe Satz steht über der Eingangstür des evangelischen Kindergartens. Ich gehe in die Eingangshalle. Kräftige Farben leuchten mir entgegen. Bunte Jacken sind an der Garderobe, gelbe und rote Gummistiefel leuchten am Schuhständer. Und überall die Bilder, die die Kinder gemalt haben. Die Menschen auf den Bildern lachen meistens. Ja, bunt ist schön.

Später spreche ich mit dem Team des Kindergartens. Sie erzählen von ihrem Alltag. Der ist nicht immer bunt, sondern oft ganz schön fordernd. Da gibt es Kinder, die ohne Frühstück kommen, weil die Eltern völlig überlastet sind. Sie setzen sich gleich an den kleinen Esstisch. Andere Kinder werden nach dem Kindergarten von ihren Eltern noch zu Sportvereinen und Sprachkursen gebracht. Sie sind oft müde und schlecht gelaunt. Aus der Flüchtlingsunterkunft nebenan kommen Kindern, deren Familien auf ihre Anerkennung als Flüchtlinge warten. Sie erleben die Angst der Erwachsenen zuhause hautnah. Und dann sind da Kinder, die es einfach gut haben in ihren Familien. Sie kommen unbeschwert am Morgen und ziehen am Nachmittag wieder fröhlich ab.

Diese Berichte machen mich nachdenklich. Ja, bunt ist schön. Vielfalt bereichert! Das sagt sich so leicht. Die Kinder hier sind nicht nur sehr unterschiedlich begabt und haben verschiedene Temperamente. Ihre Startbedingungen unterscheiden sich. Sie legen sogar in gewisser Weise ihre Zukunftschancen fest. Den einen fehlt das Geld, um die Kinder gut zu ernähren. Den anderen die Perspektive auf eine sichere Zukunft in Deutschland.  Und wieder anderen fehlen verlässliche Beziehungen in ihren Familien. Alles das belastet die Kinder unterschiedlich.

Das Kinderteam ist damit täglich konfrontiert und herausgefordert. Bunt ist nicht einfach schön, sondern ist auch eine handfeste Aufgabe. Die Leiterin des Kindergartens sagt: Uns ist es wichtig, dass die Kindern hier gute und möglichst gleiche Startbedingungen haben, für die Schule und letztlich auch für ihr Leben. Wir schauen, wie wir die einzelnen Kinder unterstützen und fördern können. Ja, jedes Kind ist für uns in gleicher Weise wertvoll. Wir investieren viel Zeit, aber es lohnt sich, so sagt die Leiterin.

Der Apostel Paulus hat das ähnlich gesehen. Er vergleicht die christliche Gemeinde mit einem Körper mit vielen verschiedenen Gliedern. Er sagt: Jedes Glied am Körper wird gebraucht und wichtig. Auch die Körperteile, die schwach sind oder bedeutungslos scheinen. Alle müssen für einander sorgen, damit der Körper funktioniert. So kann Gemeinschaft entstehen. Nur so wird bunt schön.

Das Team im Kindergarten lebt das einfach und handelt danach. Jeden Tag und mit jedem Kind neu.

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