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Apfelbaum statt Weltuntergang
Bildquelle: Pixabay

Apfelbaum statt Weltuntergang

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Heute ist der Tag des deutschen Apfels. Ich liebe Äpfel – und alles, was man daraus machen kann. Leider besitze ich keinen Garten. Dafür sind meine Nachbarn seit neuestem Besitzer einer Streuobstwiese. In diesem Jahr planen sie sogar, noch ein paar alte Apfelsorten anzupflanzen. Wie lange es wohl dauert, bis ein junger Baum Früchte trägt? Ich frage sie danach und erfahre, dass man das so genau gar nicht sagen kann. Ein neu gepflanzter Baum muss sich an den neuen Standort gewöhnen, er benötigt erst einmal seine Energie, um Wurzeln zu schlagen. Da können schon ein paar Jahre ins Land gehen. Wer einen Apfelbaum pflanzt, braucht also vor allem eins: Geduld.

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieser Satz wird Martin Luther in den Mund gelegt. Ob er ihn wirklich so gesagt hat? Vermutlich nicht. Aber der Satz passt zu ihm. Er hat in einer Zeit gelebt, in der viele Menschen von ihren Ängsten und Sorgen geplagt waren: Angst vor Krieg, Hunger, Krankheit und Tod – und nicht zuletzt die Angst, von Gott bestraft zu werden und nach dem Tod für immer und ewig im Höllenfeuer zu schmoren. Martin Luther stimmt da nicht mit ein. Er predigt, dass Gott die Menschen liebt und ermuntert sie, einem Gott zu vertrauen, der es gut mit ihnen meint.  

Wer einen Apfelbaum pflanzt, ist überzeugt, dass es Sinn macht, möglicherweise jahrelang zu warten, bis man den ersten Apfel ernten und genießen kann. Beim nächsten Apfel, den ich esse, werde ich die Kerne aufheben und in einen Topf mit Erde legen. Im Frühjahr stelle ich ihn dann auf meinen Balkon. Auch wenn ich viel Geduld brauche, um die ersten zarten Triebe zu sehen – einen Baum zu pflanzen, ist ein Zeichen der Hoffnung: Zuversicht statt Zukunftsangst, Vertrauen statt Zweifel, ein Apfelbaum statt Weltuntergang.

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