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Zum 25. Todestag von Roy Black

Zum 25. Todestag von Roy Black

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim

Gestern jährte sich zum 25. Mal der Todestag des Schlagerstars Roy Black. Sein bürgerlicher Name war Gerhard Höllerich. In den 60er und 70er Jahren war er ein ganz Großer seiner Branche. Mit „Ganz in Weiß“ wurde er für seine Fans unsterblich. Er starb mit nur 48 Jahren, in seiner Fischerhütte, ganz allein. Lange gab es Spekulationen um die Todesursache. Heute weiß man: Er nahm sich wohl das Leben. Zeit seines Lebens hatte er darunter gelitten, nur als der Schlagersänger Roy Black geliebt zu werden. Nicht als Mensch und nicht als Rock-‘n’-Roll-Star, der er eigentlich sein wollte.

Sein Künstlername Roy war eine Hommage an den Rockstar Roy Orbison. Doch ein Manager machte ihm klar, dass er als Schlagersänger viel größeren Erfolg haben könnte. Gerhard Höllerich hat sich darauf eingelassen. In einem Interview erklärte er später: „Ich war Rock-‘n’-Roller, dann war ich plötzlich ein deutscher Schnulzensänger. Ich wollte einfach jemand sein. Raus aus den kleinen Verhältnissen. Ich war ein anonymes Bürgerkind. Plötzlich kanten mich die Leute, Türen öffneten sich. Und ich verdiente viel Geld.“ Roy Black hatte das Zeug zum Star. Er sah gut aus, hatte eine samtige Stimme und besaß unwiderstehlichen Charme. Nicht nur Frauen hingen an seinen Lippen, wenn er ihnen versicherte: „Du bist nicht allein, wenn du träumst von der Liebe.“ Oder scheinbar unbeschwert mit der zehnjährigen Anita sang: „Schön ist es, auf der Welt zu sein. Das Schönste im Leben ist die Freiheit.“

Aber in der Rolle als Schlagersänger fühlte sich Gerhard Höllerich unfrei. Es kann einen Menschen krank machen, nicht hinter dem zu stehen, was man tut. Es ist wichtig, sich im Inneren sicher zu sein, als Mensch geliebt zu werden. In der Bibel steht der Satz: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei Schaden nimmt an seiner Seele.“ Das hat Jesus gesagt. Er meinte damit: Wer sich selbst verleugnet, läuft Gefahr, sich selbst zu verlieren.

Gerhard Höllerich hat in seiner Rolle als Roy Black vielen Menschen Freude bereitet. Ihnen Hoffnung geschenkt, auch wenn es ihm nicht gut ging. Doch seinen inneren Frieden hat er nicht gefunden, weil er meinte, sich verleugnen zu müssen. So nahm seine Seele Schaden. Besonders schlimm wurde es, als der Erfolg ihn verlassen hat. Als er merkte, dass sich kaum jemand für Gerhard Höllerich interessierte. Die Folge: Alkoholprobleme, Ehescheidung, zwei schwere Herzoperationen. Das Produkt Roy Black war nur die glänzende Fassade vor einem bröckelnden Leben.

Seine Geschichte erinnert mich daran, wie groß manchmal die Versuchung ist, nicht man selber zu sein. Wäre es nicht befreiend, falsche Rollen abzulegen? Würden da nicht große Lasten von uns abfallen? Es ist mühsam, nach Anerkennung zu heischen und immer eine gute Figur machen zu müssen. Wie schön wäre es doch, von all diesen Bindungen und Zwängen frei zu sein. Jesus zeigte den Menschen: Ihr seid von Gott geliebt. Deshalb könnt ihr euch selbst lieben und inneren Frieden haben. Denn: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei Schaden nimmt an seiner Seele.“ Diese Frage kann Menschen immer wieder dazu anhalten zu prüfen, woran ihr Herz hängt und welcher Mensch sie wirklich sind. Um dann aus vollem Herzen sagen zu können: „Schön ist es, auf der Welt zu sein.“

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