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Wer liest, lebt doppelt
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Wer liest, lebt doppelt

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute ist Start der Frankfurter Buchmesse – und als Bücherfan freue ich mich wieder über viele interessante Berichte zum Thema Neuerscheinungen. Leider weiß ich noch nicht, ob ich sie in diesem Jahr besuchen kann. Aber erst vor kurzem war ich zumindest mal wieder in einer Art Mini-Ausgabe der Buchmesse: Ich habe nämlich eine von diesen wunderbar altmodischen Buchhandlungen mit besonders großer Auswahl besucht, in denen jede winzige Ablagefläche mit Lesestoff bedeckt ist. In ihnen drängeln sich alte Schmöker und aktuellste Neuerscheinungen problemlos aneinander. Ich finde so einen Bücherhöhlen-Besuch sehr inspirierend. Aber ich weiß auch: So einen charmant-chaotischen Bücherkult kann man nur noch selten betreiben. Und ich freue mich natürlich auch über moderne Buchhandlungen und Bibliotheken. Auch sie sind alle als Leseförderungs-Orte enorm wichtig.

Solche wunderbaren Bücherhöhlen lösen bei mir aber nicht nur Begeisterung aus. Ich spüre nämlich auch einen richtigen Kauf-Reflex. Und da muss ich aufpassen: Denn ich brauch ja auch die Zeit, um all die Bücherschätze wirklich zu lesen. 

Und Lesezeit wird in meinem Alltag leider immer knapper. Der Philosoph Schopenhauer hat schon vor über 100 Jahren Möchtegernlesern wie mir folgenden augenzwinkernden Rat gegeben: „Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte.“ „Eigentlich keine schlechte Idee“, habe ich gedacht, als ich das gehört habe. Einfach an der Kasse in die Tüte mit den Bucheinkäufen noch einen Lesezeit-Gutschein einstecken – und es sich dann zuhause unabhängig von weiteren Verpflichtungen einfach mit dem frisch gekauften Buch gemütlich machen.

Tja, das wird wohl ein Wunschtraum bleiben: Ich muss mir weiterhin meine Lesezeit in den Alltag hineinorganisieren. Oder den Mut aufbringen, mir die Zeit zum Lesen einfach zu nehmen. Wenn ich das versuche, stelle ich übrigens oft fest: Nach einer halben Stunde Lesen geht mir der Alltag leichter von der Hand. Ich fühle mich inspiriert, entspannt – und habe nicht das Gefühl, dass ich Zeit verloren habe. Denn ich habe eine in der Regel sehr schöne Lese-Zeit in einer Parallelwelt verbracht, die mich wieder fit für den Alltag gemacht hat.  „Wer liest, lebt doppelt“, heißt ein treffender Spruch zu diesem Phänomen. Ich nehme mir deswegen vor: Jetzt, wenn die Abende wieder länger werden, gehe ich so oft wie möglich auf Lese-Reise.

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