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Weihnukka
GettyImages/Ninel Roshchina

Weihnukka

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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Kerzen brennen. Es gibt Süßes und in Öl Gebratenes. Die Kinder bekommen Geschenke. Das klingt wie Weihnachten, ist aber das jüdische Chanukka-Fest. Das beginnt heute Abend mit Sonnenuntergang und dauert acht Tage bis zum 18. Dezember. Chanukka und Weihnachten liegen nahe beieinander. Es gibt jüdisch-christliche Paare und Familien, die deshalb von „Weihnukka“ sprechen. Das ist die Kombination aus den beiden Wörtern und mit Elementen aus beiden Festtraditionen, mit Tannenbaum und Chanukka-Leuchter.

Chanukka und Weihnachten - beides Feste des Lichts

Licht spielt beim jüdischen Chanukka eine ähnlich große Rolle wie beim christlichen Weihnachten. Heute Abend nach Sonnenuntergang stellen Jüdinnen und Juden den Chanukka-Leuchter an die linke Seite ihrer Haustür. Sie zünden die erste von acht Kerzen an. Dazu sprechen sie Segenssprüche wie zum Beispiel diesen: „Gepriesen seist du, Ewiger, unser Gott, König des Universums, der uns durch seine Gebote geheiligt hat und uns aufgetragen hat, das Chanukkalicht anzuzünden.“

Jeden Tag eine halbe Stunde Zeit zum Erzählen

Die Kerzen am Chanukka-Leuchter sollen eine halbe Stunde lang brennen. Währenddessen arbeitet niemand im Haus. Man sitzt zusammen beim Kerzenschein und erzählt sich. Zum Beispiel die Geschichte, auf die das Fest zurückgeht. Es war in der Zeit, als das Land Judäa unter hellenistischer Herrschaft stand, im zweiten Jahrhundert vor Christus. Jüdinnen und Juden waren unterdrückt und konnten ihren Glauben nicht ausüben. Im Tempel von Jerusalem haben die Besatzer ihre griechischen Götterstatuen aufgestellt.

Chanukka bedeutet Einweihung

Aber den Juden gelang der Aufstand, und sie konnten den Tempel wieder einweihen. Chanukka bedeutet Einweihung. Der Legende nach fand sich aber nur noch ein Krug mit Öl für den großen Leuchter im Tempel. Das Öl reichte gerade mal für einen Tag. Der Leuchter sollte aber während der Wiedereinweihung des Tempels acht Tage lang brennen. Wundersamer Weise  reichte dieser eine Krug Öl für acht Tage. Darum entzünden Jüdinnen und Juden in der ganzen Welt ab heute jeden Abend eine weitere Kerze am achtarmigen Chanukka-Leuchter. Mit jeder Kerze ein wenig mehr Licht für die Welt.

Licht ist ein starkes Symbol in vielen Religionen

Licht ist ein starkes Symbol in vielen Religionen und Glaubensvorstellungen. Jetzt im Winter, wenn die Tage kürzer sind, spürt man besonders, wie wichtig Licht ist. Ohne Licht kein Leben. Darum beginnt in der hebräischen Bibel die Schöpfung mit Gottes Worten: „Es werde Licht!“ Schon eine leuchtende Kerze ist wie eine Trösterin in finsteren Zeiten. Ich zünde mir manchmal eine Kerze am Schreibtisch an, wenn ich Erleuchtung und Einfälle brauche.

Gott als Lichtgestalt - eine Vorstellung von vielen Menschen

Licht beschreibt für viele, wie sie sich Gott vorstellen können. Licht kann man nicht greifen oder festhalten. Aber man sieht und spürt seine Wirkung – schon, wenn Licht und Wärme einer Kerze sich ausbreiten.

Das Licht soll nicht ausgehen. Niemals.

Diese Sehnsucht verbindet Chanukka und Weihnachten: Die Welt möge heller werden. Das Licht soll nicht ausgehen. Niemals. Und noch am Ende wird es leuchten und in ein neues Strahlen übergehen. Daran glaube ich.

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