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Mönch auf Zeit
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Mönch auf Zeit

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

„Ich geh da jetzt runter“, sagte Martin zu mir. „Ich geb meinen Job und meine Wohnung hier auf, das meiste hab ich schon verschenkt“. Ich war nicht überrascht. Martin ist schon immer viel gereist. Wenn er zuhause war und seinem Beruf nachging, dann war er immer unruhig. Er wollte unterwegs sein. Und er hat viel ausprobiert.

Vergangenes Jahr war er für drei Wochen in einem Kloster in Thailand. Als buddhistischer Mönch auf Zeit. Er hatte mir die Bilder gezeigt, wie er die orange Kutte trägt. Das hat ihm sehr gefallen. Er schwärmte mir davon vor: „Einfach nur Dasein, meditieren und singen. Einmal am Tag machen wir eine Runde durchs Dorf und die Bewohner spenden uns Essen. Und ansonsten bist du einfach da. Du hast kein Ziel, Du bist nicht getrieben von Zeitplänen.“

Das einfache Leben in dem thailändischen Kloster hatte ihn in den Bann gezogen, und jetzt war er tatsächlich dabei, seine Zelte hier abzubrechen, er hatte den Flug schon gebucht. Ich fand seinen Mut großartig. Einerseits. Aber andrerseits einfach so die eigene Kultur und Wurzeln völlig verlassen? Geht das gut? Ich war skeptisch. Martins Bruder wollte mitfliegen nach Thailand, um ihn zu unterstützen. Kurz vor dem Abflug sprach ich nochmal mit Martin. Da klang er schon etwas anders. Er wollte, dass sein Bruder bei seiner Einführung als Mönch dabei sein konnte; der musste aber nach einer Woche wieder zurückfliegen. Doch in Thailand konnte ihm niemand ein Datum für die Einführung nennen.

„Du fandest doch genau das so toll.“ sagte ich, „ein Leben ohne Zeitdruck.“ „Ja“, sagte Martin aber er klang nicht mehr so begeistert. Und dann sagte er: „Ich hab meine Wohnung aufgelöst, aber ich habe einen Teil meiner Sachen eingelagert. Ich weiß nicht, wie lange ich da unten bleibe.“ Seine Pläne hatten sich also verändert – und ich war ehrlich erleichtert. „Prüfet alles, und das Gute behaltet“ sagt die Bibel (1. Thes. 5,21). Zum Glück hat Martin bei allen Vorbereitungen immer wieder geprüft, was zu ihm passt. Und ob das Leben als thailändischer Mönch lebenslang was für ihn ist, das muss er rausfinden. Solang hält er den Weg frei, um zurückzukehren zu seinen Wurzeln.

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