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Mit Obdachlosen ins Gespräch kommen
Bild: aga2rk_pixabay

Mit Obdachlosen ins Gespräch kommen

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Ein Malworkshop für Obdachlose: Dass es sowas gibt, hätte ich vorher gar nicht gedacht. Aber vor einiger Zeit bin ich darauf gestoßen. Und ich habe einige Obdachlose getroffen, die dabei mitgemacht haben.

Menschen, die auch noch andere Interessen haben

Einige von ihnen waren da, um mir davon zu erzählen. Ich muss sagen, ich konnte mir das vorher schlecht vorstellen, wie Obdachlose zum Malkurs gehen. Ich hab sofort an die Menschen gedacht, die vor großen Einkaufsläden sitzen und die Hand aufhalten. Irgendwie hab ich mir gar nicht daran gedacht, dass sie Menschen sind, die auch noch andere Interessen haben.  

Nicht getraut zu fragen, ob sie wirklich obdachlos sind

Umso mehr hat es mich überrascht, wie anders die Leute ausgesehen haben, die dann um den großen Tisch gesessen haben und mir vom Malen erzählt haben. Einige hatten ihre Bilder dabei. Und manche hatte auch zusammen an einem riesengroßen Bild gemalt. Ich war erst ein bisschen schüchtern und hab mich gar nicht getraut zu fragen, ob sie wirklich obdachlos sind und wie das denn kommen konnte.

Eigentlich bin ich ja…

Aber sie haben das wohl gemerkt und haben von sich aus angefangen, zu erzählen: „Eigentlich bin ich ja Mathematiker“, hat einer gesagt. „Aber ich komme aus dem Kosovo und konnte hier keine Stelle finden.“ Eine andere hat gesagt: „Eigentlich bin ich Unternehmensberaterin. Aber ich bin krank geworden und konnte lange nicht arbeiten. Was ich gespart hab, war dann schnell weg.“

Wie schwer es ist, wieder ins normale Leben zu kommen

Und dann hab ich mich auch getraut zu fragen: Warum findet ihr keine Wohnung? Was macht ihr den ganzen Tag? Und es hat mich total erstaunt, wie schwer das ist, wieder aufgenommen zu werden, in den Kreis der „normalen“ Menschen. Wie sehr sie darum kämpfen müssen, einfach noch ein bisschen normal leben zu können. Ein bisschen Lebensfreude zu haben – und so einfache Dinge zu tun, wie Bilder zu malen oder sich in Ruhe mit anderen zu unterhalten.

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