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Leben heißt entscheiden
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Leben heißt entscheiden

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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„Du kannst dir nicht ein Leben lang die Türen alle offen halten, um keine Chance zu verpassen. Auch wer durch keine Türe geht und keinen Schritt nach vorne tut,
dem fallen Jahr für Jahr die Türen eine nach der andern zu.“ Mit diesem Text von Paul Roth beginne ich manchmal meine Predigt bei einer Trauung. Das Brautpaar ist meistens ziemlich aufgeregt und rechnet vielleicht auch schon mit einem Loblied auf die menschliche Liebe. Dazu komme ich dann in meinen Predigten auch noch. Aber ich beginne eben doch gerne damit, dass dieser Tag der Hochzeit vor allem eines ist: eine Entscheidung. Und dies betont auch Paul Roth wenn er weiterschreibt: „Wer selber leben will, der muss entscheiden: Ja oder nein - im Großen und im Kleinen. Wer sich entscheidet, wertet, wählt und das bedeutet auch: Verzicht. Denn jede Tür, durch die er geht, verschließt ihm viele andere.“

Die Wahl des Ehe-Partners ist immer zunächst eine Entscheidung. Eine Entscheidung, dass ich mit diesem und keinem andern Menschen alt werden will, dass ich ganz zu ihm ja sage. In guten und in schlechten Zeiten. Mir ist es wichtig, das bei einer Trauung zu sagen, weil ich glaube: Durch große Lebensentscheidungen wird klar, in welche Richtung sich ein Mensch vertiefen möchte.

Ich kenne Menschen, die haben die Entscheidung getroffen, ehelos zu bleiben – damit sie ganz für Gott da sind. Ich kann sehen: das war für sie eine gute und ehrliche Entscheidung. Sie stecken ihre Lebenskraft in die Aufgabe für andere Menschen da zu sein: als Seelsorger oder als Ordensfrau und Krankenschwester. Ich kenne natürlich auch viele Menschen, die geheiratet haben und ihre Lebensenergie in die Gründung einer Familie gesteckt haben – oder dies auch jetzt noch tun. Manche dieser Lebensentwürfe sind geplatzt. Ein Priester, der nicht ehelos weiterleben wollte, oder Ehen, die in die Brüche gingen. Trotzdem glaube ich:  Alle die eine Entscheidung getroffen haben, wussten: Leben heißt immer auch entscheiden, heißt Ja oder Nein sagen. Das Leben ist keine Generalprobe, die ich auch wiederholen kann. Das Leben verlangt neben einer gewissen Leichtigkeit auch eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ich finde es schön, dass der Mensch diese und viele andere Wahl-Möglichkeiten hat. Als Christ glaube ich daran, dass der Mensch zur Freiheit geschaffen ist. Also dass er eben Ja zu diesem und Nein zu diesem sagen kann. Und darum hat jeder Mensch zunächst auch die Verantwortung für sein Leben selbst. Ich bestreite nicht, dass wir durch unser Umfeld geprägt werden und auch das eine wichtige Rolle spielt – bei allen Entscheidungen. Trotzdem glaube ich daran: Wir haben Wahlmöglichkeiten, und es ist, glaube ich, manchmal wichtig, sich einfach etwas zu trauen und durch eine Tür hindurchzugehen.

 

 

 

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