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Im Zeichen des Dackels
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Im Zeichen des Dackels

Dr. Joachim Schmidt
Ein Beitrag von Dr. Joachim Schmidt, Evangelischer Pfarrer, Darmstadt

Gott habe den Menschen zu seinem Ebenbild erschaffen, heißt es in der Bibel. Eigentlich hätte ich das gerne eine Nummer kleiner. Zum Beispiel, wenn ich lese, dass es jetzt eine ganze Wissenschaft gibt, wie man heute Menschen unterschwellig zum Guten verführt. Das englische Wort dafür heißt „nudging“, auf Deutsch würde man vielleicht „anstupsen“ sagen.

Mit der Abbildung einer Stubenfliege fing alles an, vor zwanzig Jahren. Die klebte man am Flughafen von Amsterdam auf den Herren-Toiletten in die Urinale. Die Hoffnung war, dass die Herren der Schöpfung versuchen würden, die Fliege zu treffen und deshalb besser zielten. Es klappte. Die Reinigungskosten sanken erheblich. Männer spielen halt gerne.

Noch so ein Beispiel: In Kalifornien bricht im Sommer immer die Stromversorgung zusammen, weil alle ihre Klimaanlagen laufen lassen. Jetzt teilen einem dort die Kommunen schriftlich mit, wie viel Strom man im Vergleich zu seinen Nachbarn verbraucht. Wer weniger braucht, bekommt einen Smiley. Mehr nicht, aber es funktioniert. Der Stromverbrauch ist gesunken. Auch bei uns denkt die Politik über solche Aktionen nach.

Die Wissenschaft vom Anstupsen sagt, dass wir Menschen eigentlich verdammt bequem sind. Wenn man uns lässt, essen wir im Zweifel ungesundes Zeugs, sitzen zu viel, treiben zu wenig Sport und schieben wichtige Entscheidungen gerne auf. Damit wir Vernünftiges tun, muss man uns Leckerlis hinhalten. Wie einem Dackel.

Der Mensch als Gottes Ebenbild? Wenn ich ehrlich in den Spiegel schaue, kann ich da nur wenig erkennen. Aber eine Menge Luft nach oben.

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