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Eine wichtige Postkarte
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Eine wichtige Postkarte

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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Als ich vor kurzem mal wieder meine Reiseliteratur sortiert habe, ist mir ein Buch über Rom in die Hände gefallen: ein ganz besonders schönes. Ich hab – ganz versonnen - in dem Buch geblättert und bin dabei auf eine Postkarte gestoßen. Das Wiedersehen mit dieser Postkarte hat mich sehr berührt: Vorne drauf zu sehen war der Tiber und die Kuppel des Petersdoms. Dann hab ich die Karte umgedreht – und da war sie: die gleichmäßige Schreibschrift meiner Mutter. Sie hat mir – mit dieser Karte – von ihrer Pilgerreise nach Rom erzählt. Ganz viele verschiedene Kirchen hat sie dort gesehen. Das Wetter damals war sonnig und warm, und der Kaffee hat ihr in Rom besonders gut geschmeckt. Sie hat mir viele liebe Grüße geschickt. Diese Karte ist 35 Jahre alt. Aber beim Lesen ist diese Zeitspanne weg gewesen.

Es war, als ob meine Mutter neben mir gestanden hat und mir diese Worte ins Ohr geflüstert hat. Da war auf einmal so viel Nähe: Ich konnte meine Mutter fast körperlich spüren und ihre Stimme hören. Für mich ist das eine wirklich sehr schöne Erinnerung. Denn meine Mutter ist seit fast 30 Jahren tot.

Postkarten, ganz besonders Ansichtskarten, das sind irgendwie offene, für jeden lesbare Gedanken, Wünsche, Grüße – oft von schönen Orten: also kleine, vielleicht ein wenig nichtssagende Texte – aber meistens voll von schönen Erlebnissen und Gefühlen. Meine Mutter hat sich zeit ihres Lebens gewünscht, als Pilgerin nach Rom zu kommen und ganz viele Kirchen zu besuchen.

In Kirchen hat sie sich Gott ganz besonders nah gefühlt. Und jeder Besuch wurde dann bei einer guten Tasse Kaffee gleich um die Ecke verinnerlicht. Sie hat sicher so ihren Durst nach Spiritualität gelöscht: So hat sie sich einfach Gott nahe gefühlt. Auch in Rom hat sie das so gemacht – und mir dann die eine oder andre Karte geschrieben. Eine dieser Postkarten halte ich jetzt wieder in den Händen. Ich fühle mich dabei meiner Mutter und auch Gott ein wenig nahe. Vielleicht ist jetzt Zeit für eine gute Tasse Kaffee.

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