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Ein weißes Blatt

Ein weißes Blatt

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Auf meinem Schreibtisch liegt immer ein DinA4 Blatt Papier. Auf dem schreibe ich immer montags drauf, was ich in der Woche noch alles zu erledigen habe. Normalerweise ist das ganze Blatt vollgeschrieben. Immer, wenn ich etwas erledigt habe, streiche ich die Notiz dazu durch. Das dauert manchmal richtig lange, und ziemlich schnell liegt dann wieder ein neues Blatt mit einer neuen großen „To do–Liste“ vor mir.

Eine Woche - wie ein unbeschriebenes Blatt

Nur im Moment ist das anders. Vorletzte Woche standen nur vier Sachen auf meinem Blatt drauf und letzten Montag war das Blatt weiß. Ich hatte in dieser Woche einfach nichts Wichtiges oder Dringendes zu erledigen. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben! Es war mitten in den Sommerferien, die geplante Sommerfreizeit mit den Jugendlichen war wegen der Corona–Pandemie ausgefallen, Sitzungen, Feste oder Gottesdienste gab es auch nicht. Ich war richtig erstaunt und am Anfang auch ein bisschen ratlos. Da lag eine Woche wie ein weißes unbeschriebenes Blatt Papier vor mir.

Dinge ohne Zeitdruck erledigen

„Da mach ich was draus“, hab ich mir gedacht und dann auch getan. Da war mein Schreibtisch, der mal wieder aufgeräumt werden sollte. „Das mach ich dann, wenn ich mal richtig Zeit habe“, so habe ich das immer vor mir her geschoben. Jetzt hatte ich Zeit, und mein chaotischer Schreibtisch sieht jetzt so ordentlich aus wie nie. Ich hab endlich mal wieder einige Leute aus meiner Gemeinde getroffen, die ich wegen der Corona–Zeit schon lange nicht mehr gesehen hatte. Und ich bin endlich dazu gekommen, ein wichtiges Buch zu lesen, das mir für meine Arbeit eine Menge Tipps gibt. Das Schöne an dieser Woche war für mich: Ich konnte ohne Zeitdruck und Terminstress eine Menge Arbeit erledigen.

Das schenke ich mir jetzt öfter

Eine Woche wie ein weißes Blatt Papier – ich weiß: Das war eine Ausnahme und wird wohl nicht mehr allzu oft vorkommen. Sie war ein echtes Geschenk für mich gewesen. Aber ich kann ja was dafür tun, dass es vielleicht wieder mal so eine Woche gibt, in der das Blatt nicht ganz so voll geschrieben ist. Am besten suche ich mir die in meinem Kalender jetzt schon raus und streich sie mir an. Denn dann kann ich dafür sorgen, dass da nicht zu viele Termine reingeschrieben werden und dann mein Blatt Papier auf dem Schreibtisch in dieser Woche ziemlich weiß bleibt. Denn das habe ich ja gesehen: Eine Zeit für die Dinge, für die ich sonst keine Zeit habe, tut mir richtig gut.

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