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Ein Kind ist euch geboren
Bildquelle: bryandilts/Pixabay

Ein Kind ist euch geboren

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Ein Kind ist euch geboren. In zwei Wochen ist Heiligabend. Klar, steht im Kalender. Kommt nicht überraschend. Es wird dann um ein kleines Kind gehen. Auch klar, der Jesus. Wird geboren in eine unruhige und unfriedliche Welt. Ohne festen Wohnsitz. Und später auf der Flucht. Die alte Geschichte vom Kind in der Krippe. Wie jedes Jahr an Weihnachten.

Für mich wird es in diesem Jahr ein anderes Weihnachten. Ich bin Großvater geworden. Zum ersten Mal. Was für ein Gefühl, so einen kleinen Menschen sich auf den Bauch legen zu dürfen, eine Decke drüber zu ziehen und gemeinsam einfach zu atmen. Den Moment und die Berührung zu genießen. Meine Enkelin und ich haben uns miteinander bekannt gemacht. Ganz vorsichtig. Sie entdeckt erst allmählich die Welt um sie herum. Und ich bin ganz vorsichtig, lerne erst wieder, wie man ein Baby halten muss.

Ein Kind ist euch geboren. Das werde ich an Heiligabend ganz anders hören. Und freu mich schon drauf. Ein Kind. Gott wird Mensch. Wie oft habe ich dabei an den erwachsenen Jesus gedacht. Aber er war erst ein Kind. So klein und zerbrechlich wie meine Enkelin. Merkwürdig, dass mir das erst als Opa aufgeht und nicht schon bei den eigenen Kindern. Wenn ich dieses kleine Menschenkind in den Armen halte, spüre ich: So nah ist Gott. Da kann mir Gott rätselhaft und fern sein, wie er will. Mit so einem Kind versteh ichs besser.

So will er mir begegnen, so wie ein Neugeborenes. In einem Weihnachtslied hab ichs wiedergefunden: Er wird ein Kindlein klein, er wechselt mit uns wunderlich, das wird ein Wechsel sein. Das klingt nach vertauschten Rollen. Gott kommt zur Welt, wie ein Kind, das seine Zeit braucht, um ganz hier zu sein. Gott kommt zu uns. Nicht wir zu ihm. Warten wie ein Großvater auf die gute Nachricht, bangen, dass alles gut geht und große Freude und Erleichterung, wenn es heißt: Sie ist da. Ich bin sehr dankbar für mein Enkelkind. Und ich bin sehr dankbar für den Advent, die Zeit des Wartens. Und dann in zwei Wochen das Fest. Mit einem Gott, der sich als Baby in Erinnerung bringt.

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