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Den Sabbat halten
Foto: pixabay / hurk

Den Sabbat halten

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand
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Das war schon eine einmalige und schwierige Erfahrung für mich: Über Wochen, sogar an Ostern konnte ich nicht zum Gottesdienst gehen. Ich vermisse etwas, wenn am Sonntag kein Gottesdienst ist, die Gemeinschaft, die vertrauten Lieder, die Gebete, den Empfang der Kommunion.

…weil der Sabbat uns hält

Ich weiß: Für viele meiner Mitmenschen ist das heute nicht mehr so wichtig. Ich kann mich erinnern, wie uns als Kindern Angst und ein schlechtes Gewissen gemacht wurde, wenn wir am Sonntag nicht zur Kirche gegangen sind. Die Zeiten wünsche ich mir nicht zurück. Aber der Gottesdienst am Sonntag hat mir trotzdem sehr gefehlt. Und da ist mir eine jüdische Erzählung eingefallen, die ich mal gehört habe:

Ein Schüler fragte einen Rabbi, einen jüdischen Gesetzeslehrer: „Warum haben die Juden immer den Sabbat gehalten, auch wenn sie in der Zerstreuung gelebt haben?“  Da antwortete der Rabbi: „Die Juden haben den Sabbat gehalten, weil der Sabbat die Juden gehalten hat.“

Gemeinsam feiern verbindet und stärkt

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Sie beschreibt mit einem treffenden Wort, was mir auch wichtig ist. Die Juden sind  eine kleine Glaubensgemeinschaft, die seit 2000 Jahren  in alle Welt verstreut ist. Früher lebten sie oft in kleinen Gruppen in einer feindlichen Umwelt. Sie wurden grausam verfolgt, in  Ghettos eingesperrt, später millionenfach umgebracht. Was hat verhindert, dass sie nicht einfach in ihrer Umwelt aufgegangen sind? Der Rabbi hat es gewusst. Es war das unbeirrbare Festhalten an der Feier des Sabbats, dem Tag, an dem die Schöpfung vollendet war, an dem Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war. Und das war nicht nur der Gang in die Synagoge, sondern der Sabbat wurde in der Familie gefeiert, mit festen Bräuchen und einem feierlichen Essen. Die Juden haben den Sabbat gehalten. Und darum hat der Sabbat die Juden gehalten, weil sie immer wussten, was sie gemeinsam glauben.

Der Sonntag hält uns

Christen feiern den ersten Tag der Woche, den Sonntag als das Fest der Auferstehung des Jesu Christi. Alles, was Gott erschaffen hat, hat er durch Christus erlöst. Gottes Liebe zu seiner Schöpfung kommt am Sonntag zur Vollendung. Darum finde ich den Sonntag wichtig. Er trägt meinen Glauben und damit auch mich. Ich will den Sonntag halten, weil er mich hält.

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