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"Das ist mein letztes Wort"
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"Das ist mein letztes Wort"

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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"Das ist mein letztes Wort." Wer das sagt, meint es ernst. Jetzt geht nichts mehr. Das letzte Wort, das hat Bestand. Keine Verhandlungen mehr, kein Hin- und Her-Gerede. Mein letztes Wort, basta, Schluss, aus, vorbei und Amen.

Das ist mein letztes Wort – was ernst und streng daher kommt und Stärke signalisiert, ist in Wirklichkeit nicht selten ein Zeichen der Schwäche. Letzte Worte, die Gespräche beenden sollen, verdecken nur, dass das letzte Wort eben noch nicht gesprochen ist. Dass die Sache, um die es geht, offen bleibt. Dass noch viel gesprochen, gedacht, getan werden muss.

Letzte Worte: Auch von vielen Berühmtheiten der Geschichte werden sie überliefert. Bekannt sind die letzten Worte von Johann Wolfgang Goethe, dem großen Kind Frankfurts. "Mehr Licht" soll er gesagt haben, auf dem Sterbebett. Das Wort ist umstritten. Manche vermuten, er könne auch "Mehr nicht?" gefragt haben. Bedeutungsschwer wäre beides, wirklich belegt aber ist keines dieser Worte.

Doch das Interesse an solchen letzten Worten, das bleibt. Als wären sie eine Art Summe, eine Art Lebensfazit von unauslotbarer Bedeutung und größtem Gewicht. Verdichtete Lebensweisheit, sozusagen.

In der christlichen Tradition haben die letzten Worte Jesu am Kreuz große Aufmerksamkeit erfahren. Die überliefern die vier Evangelien zwar sehr unterschiedlich. Die Tradition kennt deshalb gleich sieben letzte Worte Jesu. Der Frömmigkeit war das immer gleichgültig. Je mehr letzte Worte, desto besser. Ein letztes Wort für jede Lebenslage, gewissermaßen.

Und das ist erstaunlich pluralitätsfreundlich. Was Jesus sagt, ist offen für verschiedene Deutungen. Was er sagt, ist nicht eindeutig und ein für alle Mal feststehend, sondern klingt in unterschiedlichen Situationen anders: Sieben letzte Worte eben, nicht basta, Schluss, Amen und dabei bleibt es. Die Botschaft der Kirche klingt für viele zwar genau so. Jesus zeigt: Es geht auch anders.

Und das ist mein letztes Wort.

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