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Aufräumen
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Aufräumen

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel

Die Feste sind gefeiert. Das neue Jahr hat angefangen. Nach und nach sind die Kinder wieder abgereist, aber noch ist Ferienzeit. Und damit auch etwas Muße, sich zu besinnen auf das neue Jahr. Und natürlich auf sich selbst.

Bekannte von mir fasten irgendwann in den ersten Wochen des Jahres. Eine Woche nach medizinischen Regeln. Nur Flüssigkeit zu sich nehmen, sich innerlich reinigen, den Körper gründlich entschlacken. Und dabei auf sich selber achten, sich Zeit nehmen und auch im Geist regenerieren. Ich habe das noch nie versucht. Aber Ich mache etwas Ähnliches. Ich räume das Haus auf. Gerade wenn alle wieder abgereist sind, ist manches liegen geblieben, was verstaut werden muss oder manchmal auch im Päckchen nachgeschickt. Die Kostüme vom Krippenspiel liegen noch in meinem Arbeitszimmer und kommen nun in die große Truhe auf dem Dachboden. Aber richtig gut wird es für mich erst, wenn ich auch die Schubladen des Schreibtisches durchforste und den einen oder anderen Karton im Regal öffne. Was sammelt sich da alles an im Laufe der Jahre. 

Manchmal, wenn ich in der richtigen Stimmung bin, ist das Aufräumen wie ein großer Befreiungsschlag. Waschkörbeweise schleppe ich dann Dinge in den Müll, die ich nicht mehr brauche. Am einfachsten geht das mit Papieren, die längst überholt sind und nur aus Bequemlichkeit noch auf dem Schreibtisch liegen. Aber auch von anderen Dingen, die mit vielen Erinnerungen verknüpft sind, kann ich mich dann trennen. Das selbstgebastelte Schiff meiner Tochter aus der Kindergartenzeit, das all die Jahre im Regal eingestaubt ist, wandert jetzt in die Papiertonne. Inzwischen ist sie erwachsen und ich habe anderes, was mich mit ihr verbindet.

Auch Karten und Briefe, die ich zu Geburtstagen oder Weihnachten bekommen habe, werden an solchen Tagen nicht verschont. Fundstücke von Urlauben und Spaziergängen werden ausgemustert. Die Kleider sortiere ich und lege heraus, was ich anderen weitergeben will.

Wenn ich dann durch bin, reibe ich noch den Schreibtisch mit Möbelpolitur ein, so wie es meine Großmutter immer gemacht hat. Dieser frische Duft gehört einfach dazu - zu dem Gefühl, jetzt wieder frei atmen zu können.

Dazu fällt mir der junge Mann ein, der zu Jesus kam. „Was muss ich tun, um gut zu leben?“ fragt er ihn. „Du musst lernen loszulassen“ sagt Jesus. Gerade das fiel dem jungen Mann schwer. Er ging traurig fort, denn er hatte viele Güter. (Lukas 18,18ff)

Manchmal hängt man sehr an Sachen, die einem etwas bedeutet haben. Aber es ist auch befreiend, immer wieder loszulassen und abzugeben. Nur so gibt es Raum für Neues.

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