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Angst
Bild: Terri Sharp

Angst

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Im Februar haben wir meinen 65sten Geburtstag gefeiert. Keine große Fete. Meine Frau hatte mich überrascht: Zwei Tage in einem kleinen Hotel am Fluss. Ganz hier in unserer Nähe.

Und so saßen wir am Geburtstag in unserem Hotelzimmer und genossen den Blick auf den Fluss. Wir warteten auf Mitternacht. Es gab ein Glas Sekt für uns beide und Rosen für mich. Wir malten uns aus, wie es sein würde, wenn ich dieses Jahr in den Ruhestand gehe. Der Termin steht schon fest. Gutes Alter. Gute Aussichten?

Ich gehöre zur Risikogruppe gehöre. Das macht mir Angst.
Glaubensstarke Freunde erinnern mich: "Wir sind doch geborgen in Gottes Hand. Im Leben und auch im Sterben." Ich weiß, sie haben recht. Aber ich spüre auch: so richtig hat sich diese Gewissheit noch nicht in mir, in meiner Seele festgesetzt. Jetzt als Teil der Risikogruppe.
Glaube oder vertraue ich zu wenig?

Ich erinnere mich an die Jahreslosung 2020: "Ich glaube, hilf meinem Unglauben!" (Markus 9, 24). Ja, genauso fühle ich mich. Und es tut mir gut zu hören, dass es schon zu Jesu Zeiten Menschen gab, die so gefühlt haben.

Angst zu haben ist kein Zeichen von mangelndem Gottvertrauen. Ich muss meine Angst vor Gott nicht verstecken. Gerade vor ihm nicht. Und wenn ich ihm davon erzähle wird sie leichter. Aber natürlich muss ich auch das meine dazu tun: Auf Abstand achten, Hygieneregeln einhalten.

Und so enden meine Gebete in diesen sorgenvollen Zeiten oft mit diesen Worten: "Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!" Wenn ich Gott so auch von meiner Angst erzähle, spüre ich wieder: "Ich bin geborgen in Gottes Hand."

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