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Helene Lange – ein lebenslanger Einsatz für Frauenrechte
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Helene Lange – ein lebenslanger Einsatz für Frauenrechte

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt

Knapp die Hälfte aller Studierenden in Deutschland sind Frauen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, so denke ich. Aber vor hundert Jahren war es noch nicht mal selbstverständlich, dass überhaupt Frauen an Universitäten studieren konnten. Das wird leicht vergessen. Eine von denen, die dafür gekämpft haben, war Helene Lange. Heute vor 170 Jahren wurde sie in Oldenburg geboren. Schon als Kind hat sie sich geärgert: ihre beiden Brüder durften draußen spielen und sie musste drinnen sitzen, Taschentücher nähen und im Haushalt helfen. Sie hat in Oldenburg eine höhere Töchterschule besucht. In diesen Schulen sollten Mädchen ausgebildet werden, damit - so steht es in einer Denkschrift aus dem Jahr 1872 - „der deutsche Mann nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau am häuslichen Herde gelangweilt werde“. Mit 16 Jahren wird sie Vollwaise, und dann ist es erst recht vorbei mit Bildung. Sie lebt bei ihrem Großvater und soll darauf warten, von einem Mann geheiratet zu werden. Sie aber bringt sich im Selbststudium so viel bei, dass sie schließlich als Externe die Prüfung am Lehrerinnenseminar in Berlin besteht. Doch ihr Kampf geht weiter. Sie will, dass Mädchen dieselben Fächer wie Jungs belegen können. Sie will, dass Mädchen auch Abitur machen und studieren dürfen. Sie schließt sich mit anderen Frauen zusammen, um diese Ziele zu erreichen. Vieles konnte sie noch erleben, so z.B. dass Frauen studieren durften, dass Frauen wählen durften, dass Frauen Mitglied in politischen Parteien sein dürfen.

All das ist für uns heute vollkommen selbstverständlich. Oder vielleicht schon wieder lästig: Wer geht schon wählen, wer will schon Mitglied in einer politischen Partei sein? Gerade deshalb finde ich es aber wichtig, mir immer mal wieder deutlich zu machen: was mir heute manchmal als lästige Pflicht erscheint, war mal hart erkämpft, gerade für Frauen. Auch wegen Frauen wie Helene Lange gehe ich wählen und engagiere mich politisch.
Helene Lange, nach ihr war meine Schule benannt. Während meiner Schulzeit hat sie für uns gar keine Rolle gespielt. Erst nach dem Abitur habe ich erfahren, wer sie eigentlich war. Sehr schade, dass sie so in Vergessenheit geraten ist. Denn gerade wir Frauen haben ihr viel zu verdanken.

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