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Die Farbe Weiß
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Die Farbe Weiß

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf

An vielen Orten konnte man gestern Kinder sehen, die in festliches Weiß gekleidet waren, im Kommunionkleid oder Anzug, oder auch in hellen einheitlichen Gewändern, die Alben genannt werden. Weißer Sonntag, der Sonntag nach Ostern, ist der klassische Tag für die Erstkommunion. Manche Gemeinden feiern sie aber auch erst in ein, zwei Wochen.

Schön schaut das aus, das strahlende Weiß, die aufgeregten Kinder, die Familie in Feststimmung, die übervolle Kirche und ein fröhlich gestalteter Gottesdienst. Schließlich ist es etwas Besonderes, wenn die Kinder das erste Mal am Mahl im Gottesdienst, also der Kommunion, teilnehmen und das Heilige Brot essen dürfen, von dem wir Katholiken glauben, dass es Christi Leib ist.

Die weißen Gewänder sollen dabei an die Taufe erinnern. Da wird dem kleinen Kind ja auch ein weißes Kleidchen angezogen. Weiß ist in unserer Gegend eine Farbe des Festes, der Feierlichkeit und der Freude, ganz anders als zum Beispiel in Asien, wo man Weiß eher mit Trauer verbindet.

Im Christentum steht, genauso wie im Judentum, die helle Farbe Weiß für Gott und für Heiligkeit. Engel haben gemeinhin in unserer Vorstellung weiße Gewänder und Flügel. Und auch die Männer in der Ostergeschichte, die da am offenen Grab von Jesus stehen und verkünden, man solle den Lebenden nicht bei den Toten suchen, sind laut Bibel weiß gekleidet. Immer wieder taucht die Lichtfarbe Weiß in der Bibel auf, wenn es um Gottes Nähe geht. Da passen die weißen Gewänder bei der Taufe und Erstkommunion gut: sie sollen zeigen, dass die Kinder zu Gott gehören und Gott ihnen nahe sein will.

Mir gefällt noch eine andere Sicht auf diese besondere Farbe Weiß, die „es in sich hat“. Physikalisch trägt sie ja schon alle anderen Farben in sich, auch wenn man das nicht sieht: Die weiße Leinwand oder das weiße Blatt Papier lösen im Künstler oder Schreiber zwar eine gewisse Scheu aus, aber sie inspirieren ihn auch zum Schaffen seines Werkes. Hier steht Weiß für Kreativität, für die Möglichkeit, etwas Neues zu schaffen, also auch für die Chance auf Neuanfang.

Vom großen Künstler und Bildhauer Michelangelo erzählt man sich, dass er in den Blöcken aus weißen Carrara- Marmor immer schon sah, was er dann aus ihnen schuf, sozusagen aus ihnen herausholte. Weiß steht für mich auch dafür, dass ich etwas entfalten kann, was vielleicht schon verborgen in mir steckt.

Mir gefällt die Idee: Auch in den Kindern in ihren weißen Gewändern steckt so vieles, was jetzt noch nicht sichtbar ist und sich noch entfalten kann, eben auch in ihrer Geschichte mit Gott.

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