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Bild: ArtTower/Pixabay

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Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Ein Freund hat mir einen Link auf YouTube geschickt. Das soll ich mir mal anschauen. Er war ganz begeistert. Ich klicke den Link also an: Eine riesengroße Bühne erscheint. Hohe Boxentürme. Bühnennebel. Beunruhigende Lichtblitze zucken durch den düsteren Raum. Scheinwerfer markieren die Musiker. Düstere Gestalten. Schwarz gekleidet. Geruste Gesichter. Hämmernde Beats.

Der Link leitet mich auf ein Heavy Metal Konzert der deutschen Gruppe Rammstein. ZEIG DICH heißt der Titel. Und sie meinen Gott: ZEIG DICH! Zornig schreien sie es raus: ZEIG DICH. Wie kannst du das alles zulassen, Gott? Im Text heißt es:

"Zeig dich! Versteck dich nicht. Zeig dich! Wir verlieren das Licht.
Zeig dich! Kein Engel in der Not. Kein Gott zeigt sich, der Himmel färbt sich rot."

Auch wenn Heavy Metal nicht so meine Musik ist: Das hat mich beeindruckt.

Ich habe es auf den Kopfhörern ganz laut gehört und mit geschrien: ZEIG DICH.

Das wünsche ich mir manchmal auch, wenn ich kein Licht am Ende des Tunnels sehe: dass Gott sich zeigt und alle Probleme löst. Gott, der Allmächtige, kommt aus fernen Himmelshöhen und zeigt sich, macht dem Viruswahnsinn ein Ende.

Als Christ kenne ich aber den Gott, der sich durch Jesus gezeigt hat.

Hier zeigt sich Gott im Leiden. Von Anbeginn war das eine Zumutung: Gott stirbt am Kreuz. Alle Hoffnung auf eine allmächtige Lösung der Lage zerstört. Nicht zerstört aber die Hoffnung, dass Gott im Leiden da ist. Nicht zerstört die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Die Probleme werden nicht von oben gelöst - durch einen allmächtigen Gott. Gott hat uns den Verstand und das Herz gegeben, unsere Zukunft verantwortlich selbst zu gestalten. Und er verspricht: "ich bin bei Dir, alle Tage!"

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