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Wenn der Himmel aufreisst
Bild: pixabay

Wenn der Himmel aufreisst

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue: Ein Blick in den Himmel, wenn sich die Wolkendecke auflöst und es plötzlich wieder hell wird. Faszinierend - dieses Natur-Schauspiel! Ich sehe gerne dabei zu. Dann schaue ich auch genauer hin. Das, was sich am Himmel abspielt, überträgt sich gewissermaßen auf mein Gemüt: Der Himmel reißt auf und alles wird hell und leicht. Ein wunderschöner Moment!

In einem Song des deutschen Musikduos Stereoact heißt es: "Und der Himmel reißt auf und wir tanzen im Regen und er wäscht den Morgen fort." Die Schönheit und die Leichtigkeit, die mit dieser Situationsbeschreibung verbunden ist, spricht mich an. Ein aufreißender Himmel, Tanz im Regen, ein Neuanfang, Aufbruch, eine positive Kraft. In diesem Liebeslied ist viel spürbar von Sehnsucht: "Wir ziehen wie Karawanen durch Schluchten der Stadt auf der Suche nach Oasen durchqueren wir die Nacht." Da ist die Rede von der Suche und von dem Finden. Zwei Menschen finden sich. Das, was in diesem Lied auf romantische Weise zum Ausdruck gebracht wird, beschreibt ein Lebensgefühl. Wer möchte nicht einen Menschen finden, der mit einem durch das Leben geht? Wenn ich in der Zeitung lese, dass ein Ehepaar seinen 60. Hochzeitstag feiert, dann staune ich immer. Eine solch lange Partnerschaft - durch "dick und dünn" gehen - alles gemeinsam erleben, erleiden und erfahren.

In einem alten Kirchenlied heißt es: "Oh Heiland, reiß die Himmel auf!" Wir singen es in der Adventszeit. Darin drückt sich auch eine Sehnsucht aus. Die Sehnsucht, dass Gott sich den Menschen nähern möge. Ein Suchen nach Gott. Dieses Bild vom Himmel hat schon immer die Menschen beschäftigt. Gerade weil mit dem Himmel so viel Rätselhaftes verbunden ist. Wo fängt der Himmel an? Wie groß ist der Himmel? Was ist dort? Kleinkinder sagen oft, wenn Sie zum Beispiel aus Bausteinen einen Turm bauen: "Ich baue den Turm bis in den Himmel!" Und sie drücken damit aus: So weit und so hoch soll dieser Turm werden!

Eine alte und eine immer wieder neue Faszination: Der Blick in den Himmel. Und die Hoffnung auf das Helle, das Schöne und das Leichte, wenn der Himmel aufreißt. Gerade in dieser Corona-Pandemie wächst in mir die Sehnsucht, dass es den Moment gibt, an dem wir sagen können: Es ist zu Ende. Wir haben es überstanden! Das Virus ist besiegt. Dieser Moment, an dem sich eine Perspektive öffnet – so wie sich der Himmel nach einer längeren Zeit der Bewölkung öffnet. Viele Menschen sehnen sich danach. Oft ist in diesen Tagen die Rede vom Licht am Ende des Tunnels. Auch dies drückt die Sehnsucht nach einem Moment des Aufatmens, der Hoffnung aus. Bei meinem nächsten Blick in den Himmel denke ich daran und vielleicht tanze ich dann auch im Regen.

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