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Übers Wasser gehen
Ingo Jakubke/Pixabay

Übers Wasser gehen

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
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„Du kannst mit deinem Tun nie alle begeistern. Selbst wenn du übers Wasser gehen kannst, kommt bestimmt einer, der fragt, ob du zu blöd bist zu schwimmen.“ Dieser Satz steht auf einer Karte, die mir jemand geschenkt hat. Ich finde ihn witzig. Eigentlich will dieser Spruch alle entlasten, die Ideen haben, die was auf die Beine stellen und von den ewigen Miesmachern genervt sind. Nicht einmal wenn man Wunder vollbringt wie übers Wasser gehen, nicht einmal dann sind die Kritiker still. Der Spruch hilft, das ständige Nörgeln leichter zu nehmen.

Aber gleichzeitig steckt eine Sehnsucht darin: Übers Wasser gehen und nicht gegen jede kleine Welle mühsam anschwimmen, über den Problemen stehen ohne die ständige Angst unterzugehen. Souverän sein. Das wär’s doch. "Selbst wenn du übers Wasser gehen kannst, kommt bestimmt einer, der fragt, ob du zu blöd bist zu schwimmen." Der Spruch bezieht sich auf eine Geschichte in der Bibel. Die geht so:

"Hilfe, ein Gespenst!"

Die Freunde Jesu fahren mit dem Boot über den See nach Hause. Die Nacht überrascht sie, ein Sturm kommt auf und sie haben Angst unterzugehen. Da kommt ihnen Jesus über das Wasser entgegen. Sie erschrecken: „Hilfe, ein Gespenst!“ Aber Jesus sagt: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht.“ Da begreifen sie: Der läuft über das Wasser, der muss nicht einmal schwimmen. Petrus ist begeistert und will das auch können. Jesus sagt: „Probier es, du bekommst das hin.“

Petrus macht es und es geht – bis er den Sturm wieder sieht. Da packt ihn erneut die Angst und er versinkt. Die Geschichte geht so aus: Jesus reicht ihm die Hand und zieht ihn aus dem Wasser. „Du Kleingläubiger“, sagt er dann zu ihm. „Warum hast du gezweifelt?“

Warum war auf einmal der Sturm wieder so stark, die Angst vorm Untergehen mächtiger als das Vertrauen? Angst lässt untergehen, Vertrauen trägt. Ich glaube, Gott traut uns zu, übers Wasser zu gehen.

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