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Steine erzählen eine Geschichte
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Steine erzählen eine Geschichte

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Älter als die Pyramiden von Gizeh ist das Großsteingrab bei Romrod. Echt eine Sensation. Wenn manche vermuten, unsere Vorfahren hier in Hessen lagen nur so auf Fellen rum und tranken Met und alles eigentlich Kulturelle sei später von weit weg her zu uns gekommen: dann irren sie sich.

Der Sensationsfund aus dem Vogelsberg besteht erst einmal nur aus größeren Basaltsteinen. Die Archäologen legten seit Mai aber eine regelmäßige Steinsetzung frei: große aufrecht stehende Steinblöcke und querlaufende Steinreihen. Wahrscheinlich stand darüber ein großes Haus für 100 Verstorbene. Wie eine große Gruft an einem sanft geneigten Hang. Ähnlich wie die Erbauer der Pyramiden in Ägypten werden sich die Menschen vor 5000 Jahren Gedanken zum Tod ihrer Lieben gemacht haben. Gedanken über Abschied und Gedanken voller Hoffnung.

Haben sie rund um die große Hütte der Verstorbenen gefeiert? Gemeinsam gespeist? Auf eine eigene Art gebetet? Was war ihre Hoffnung?

Die Arbeit der Menschen vor 5000 Jahren und die große Mühe, die sie sich mit dieser Anlage gemacht haben, erzählen von Wert und Würde der Menschen, die sie bestattet haben. Und in dieser Hütte für die Toten blieb ein Verstorbener nicht allein: Sondern es war ein Haus für 100.

Wie Kulturen mit ihren Verstorbenen umgehen, wie sie ihr Erbe und ihre Geschichten bewahren, auf das baut überhaupt Kultur auf. In ihrer damals sehr begrenzten Lebenszeit haben sie ein Denkmal erschaffen. Vielleicht ein Hoffnungsmal: Dass die, die vor uns waren, nicht verloren sind. Nicht einfach weg. Sondern an einem Ort zusammen. Ich nenne diesen Ort „Himmel“. Ewiges Sein bei Gott. Bei Gott geborgen. Aufgehoben. Gott schauen.

Die Menschen vor 5000 Jahren haben die Bibel noch nicht gekannt. Aber vielleicht hatten sie, als sie ihre Toten beigesetzt haben, dieselbe Zuversicht, die aus diesem biblischen Satz spricht: “Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen….“ (Offenbarung 21.4)
 

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