Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Spielend Regeln lernen
Bildquelle Pixabay

Spielend Regeln lernen

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
Beitrag anhören:

Urlaub im Ausland ist schön. Wäre da nicht die fremde Sprache. Darum haben wir Eltern uns lange überlegt, ob wir als Familie da hin fahren sollten, wo es zwar schön warm ist, wir uns aber nicht verständigen können. Wir haben es gewagt. Die Kinder waren auch verunsichert, ja ängstlich. Das kannten sie noch nicht, dass alle um sie herum redeten und sie nichts verstanden, geschweige denn mitreden konnten. „Wann fahren wir wieder nach Hause?“ jammerten sie uns die Ohren voll. Na toll. Das kann ja ein Urlaub werden.

Die Lösung fiel sozusagen vom Himmel. Ein einheimischer Papa warf seiner kleinen Tochter einen Wasserball ins Schwimmbecken. Der begann  zu tanzen - von Kinderhand zu Kinderhand. Unsere beiden mitten drin. Mit jedem Ballkontakt wurden ihre Gesichter sichtbar heller.
Allerdings: den Ball planlos immer nur hin und her zu werfen war auch nicht der Hit. Ein Spiel musste her. Ein Spiel braucht Regeln.

Wie festlegen, wenn einer den anderen nicht versteht? Die Kinder fingen an, wild zu gestikulieren. Jedes redete in seiner Sprache. Das Spiel begann. Protest im Pool. Regelverletzung. Kein Schiedsrichter in Sicht. Wo eine Regel verletzt wird, schütteln die Kinder heftig den Kopf. Wie es richtig gewesen wäre, wird mit Gesten verdeutlicht, Erst, wenn alle gemeinsam nicken, kann das Spiel weitergehen.

Ich als Zuschauer habe keine der Regeln verstanden. Ich weiß nicht, was die Kinder da ausgemacht haben. Aber sie sind am Abend schlag kaputt und glücklich ins Bett gefallen.
Vielleicht sollten wir zuerst mal unsere Kinder mit den Flüchtlingskindern spielen lassen. Es könnte sein, dass sie die Regeln, die bei uns gelten, besser erklären können als unsere Gesetzgebung. „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder....“ sagt Jesus einmal. Ich glaube, das gilt nicht nur für’s Himmelreich, sondern es hilft auch, mit denen gut zusammen zu leben, die bei uns Schutz suchen.

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren