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Richtig schenken
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Richtig schenken

Winfried Engel
Ein Beitrag von Winfried Engel, Katholischer Ltd. Schulamtsdirektor i. K. i. R., Fulda
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In den Wochen vor Weihnachten sind die Menschen so freigiebig wie sonst nie. Geschenke werden gekauft für die Lieben zu Hause, aber auch für Menschen, die einem sonst nahe stehen. Auch die allgemeine Hilfsbereitschaft hat Hochkonjunktur. Ich finde es bemerkenswert, dass trotz der allgemeinen Klage über den Verlust christlicher Substanz in unserer Gesellschaft die Bereitschaft zum Schenken und denen zu helfen, die in Not sind, nicht nachzulassen scheint. Hier ist zumindest in der Praxis noch etwas von dem lebendig, was seinen Grund in der Weihnachtsbotschaft hat: Gott schenkt sich selbst den Menschen, und das ist der Grund dafür, dass sich die Menschen auch untereinander beschenken. Und doch scheint gerade beim Schenken nicht selten das Gefühl einer tiefen Zufriedenheit zu fehlen. Man gibt viel Geld aus, macht sich Mühe beim Aussuchen, spendet an Hilfsbedürftige, und dennoch hat man nicht das Gefühl, es wirklich gut gemacht zu haben.

In einer Predigt habe ich einmal den Satz gehört: „Ich sehe, dass ich das geben muss, was ich selbst am meisten brauche.“ Ob das die Lösung wäre? Wenn ich ehrlich bin, dann kam die dort angesprochene Perspektive bei meinen Überlegungen bisher eigentlich nicht vor. Warum soll ich bei meinen eigenen Bedürfnissen anzusetzen, wenn ich den anderen beschenken will? Um mich geht es doch gar nicht.

„Ich sehe, dass ich das geben muss, was ich selbst am meisten brauche“, das heißt aber doch auch, gib dem anderen nichts, was du selbst gar nicht haben wolltest. Beschenke ihn nicht mit irgendwelchen Dingen, die seinen eigentlichen Wünschen nicht entsprechen. Was ich selbst am meisten brauche, das sind vielleicht Dinge, die ich nirgends kaufen kann: Zuwendung, Liebe, Anerkennung, Dankbarkeit. Genau das kann ich mir nur schenken lassen. Und ich kann mir vorstellen, dass solche Geschenke, wenn ich sie anderen gebe, auch mich selbst zufrieden machen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert!

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