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Religions-Check

Religions-Check

Michael Tönges-Braungart
Ein Beitrag von Michael Tönges-Braungart, Pfarrer

Da saßen sie an einem Abend einträchtig miteinander auf dem Podium: ein jüdischer Rabbiner, zwei muslimische Imame, eine evangelische Pfarrerin und eine katholische Theologin. Sie stellten sich den Fragen des Moderators und des Publikums. Darunter waren Christen, Juden und Muslime – und vielleicht auch Menschen, die sich gar keiner dieser Religionen zuordnen würden.

Religions-Check – so war die Veranstaltung überschrieben. Woran glauben die Christen, die Juden, die Muslime? Einträchtig saßen sie auf dem Podium, aber durchaus nicht immer einer Meinung. Da wurde deutlich, was die drei Religionen gemeinsam haben – z.B. den Glauben an Gott, der die Welt geschaffen hat. Aber genauso wurde auch klar, was diese drei Religionen trennt. Dass Jesus für muslimische und jüdische Gläubige nicht dieselbe Bedeutung haben kann wie für Christen, ist nicht erstaunlich. Und die christliche Lehre von der Dreieinigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist war für Rabbiner und Imam nicht akzeptabel. Die christlichen Theologinnen mussten zugeben: Das ist auch für Christen nicht einfach zu verstehen.

Dass sich die Vier in allem einig sein würden, hatte wohl niemand er-wartet. Was mir an diesem Abend wichtig war: Die vier haben von dem erzählt, was zu ihrem Glauben gehört. Das haben sie deutlich und manchmal auch pointiert getan, ohne Unterschiede zu verwischen. Sie haben dabei versucht, den anderen ihren eigenen Glauben verständlich zu machen. Und sie haben genau hingehört, wenn andere von ihrem Glauben erzählt haben. Sie haben versucht, das Gegenüber zu verstehen und ernst zu nehmen – auch durch kritische Rückfragen. Niemand hat dabei den eigenen Glauben relativiert. Aber genauswenig den Glauben der anderen. Niemand hat sich über etwas lustig gemacht, was einem anderen heilig ist. Und trotzdem haben sie an diesem Abend auch gelacht – miteinander, nicht übereinander. Sich selber und den eigenen Glauben sehr ernst nehmen und doch nicht ohne Humor betrachten – besonders der Rabbiner hat das an jenem Abend getan.

Die Schlussfrage des Moderators an das Podium war originell, aber auch ein wenig gemein: Wenn Gott sie einmal fragen würde, welche der anderen beiden Religionen sie denn für sich wählen würden, wenn sie es müssten, was würden sie dann antworten? Klar, dass niemand letztlich sagen konnte: Wenn ich nicht Christ wäre, wäre ich lieber Muslim oder Jude – oder umgekehrt. Jeder hätte sich von Gott gewünscht, seinen Glauben nicht wechseln zu müssen. Der Gedanke hat aber das hervorgebracht, was es in der Religion der anderen vielleicht auch zu bewundern gibt.

Vielleicht haben manche im Publikum auch einmal für sich über diese Frage nachgedacht. Es wird noch eine Fortsetzung geben. Dann wird es um das Handeln gehen, das in den Religionen aus dem Glauben folgen soll; und darum, wie alle gut miteinander leben können. Wie gut, wenn Christen, Juden und Muslime einander in unserem Land offen, respektvoll – und humorvoll begegnen.

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