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Phantom der Oper

Phantom der Oper

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Heute vor genau 30 Jahren hatte „Das Phantom der Oper“ Premiere. Kennen Sie vielleicht: das Stück, das mit rund 140 Millionen Zuschauern als erfolgreichstes Musical aller Zeiten gilt. Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Sag mal, warum lieben so viele Menschen ein Musical, das von einem hässlichen Mann erzählt?

Erst mal hat Andrew Lloyd Webber, der Komponist, einige wirklich großartige Melodien komponiert. Vor allem aber ist das eine starke Geschichte: In den Katakomben der Pariser Oper lebt dieser Künstler, der sein entstelltes Gesicht mit einer Maske verdeckt. Und der verliebt sich eines Tages in die Sängerin Christine und geht dann bei dem Versuch, ihre Karriere voran zu bringen, über Leichen. Also Herzschmerz pur – und Leidenschaft.

Ja, aber Christine erwidert diese Liebe doch gar nicht.

Genau. Und das ist der eigentliche Clou. Die Verzweiflung, mit der das Phantom versucht, Christine für sich zu gewinnen, kennt jeder, der schon mal unglücklich verliebt war. Nur passiert dann das Verrückte. Das Phantom denkt, es könne Christine zur Liebe zwingen. Mit Gewalt. Was für eine Dramatik: Das Phantom liebt. Und hat doch nicht verstanden, was Liebe ist. Weil man Liebe eben nicht erzwingen kann. Darum empfinden wir irgendwann sogar Mitleid mit ihm.

Also einfach eine gut gemachte Story?

Noch mehr. Denn den Versuch, Liebe zu erzwingen, gibt’s ja auch woanders. Was weiß ich: Wenn etwa fundamentalistische Gruppierungen denken, man könne Menschen zum Glauben zwingen. Als würde ein Gott ernsthaft wollen, dass man ihn aus Angst liebt. Liebe kann man nur freiwillig geben. Das ist die große Botschaft des „Phantoms der Oper“.

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