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Ostern meint: Erinnern verbindet
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Ostern meint: Erinnern verbindet

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Eine schlichte Postkarte ist es, in schwarz und gold. Eine brennende Kerze ist darauf zu sehen und eine Aufschrift: „In Erinnerung -  Eine Gedenkkarte für einen verstorbenen Menschen der Corona-Pandemie“.  Seit etwa zwei Wochen gibt es diese Karten in Frankfurt: In Kliniken und Pflegeheimen oder auch auf Plätzen im Freien. Bei uns an der Trauerkirche im Nordend, da arbeite ich als Seelsorgerin, oder an der Liebfrauenkirche mitten in Frankfurt: Man kann eine Kerze anzünden und einen Namen aufschreiben.

Der Tod ist nah und das Leben zerbrechlich

Am bundesweiten Corona-Gedenktag am 18. April, also am Sonntag in einer Woche, da werden die Karten mit den Namen der Verstorbenen in zwei Gottesdiensten in Frankfurt vorgelesen, stellvertretend für die Vielen an Corona Verstorbenen.

Mich bewegt es sehr, wenn jemand, vielleicht gerade auf dem Weg zum Einkaufen, anhält und so eine Karte nimmt und ausfüllt. Die Corona-Toten aus den Nachrichten, das sind ja nicht nur Zahlen. Es sind Menschen, mit einer Geschichte, mit Angehörigen. Manche der Passanten schreiben nur einen Namen auf und gehen weiter. Anderen geht es sehr nah, und es entsteht ein kurzes Gespräch: über den Tod ihres Angehörigen – oder über jemand, von dem sie nur gehört haben. Der Tod ist auf einmal nah. Und manchmal auch die Hoffnung, die jemand hat:

Sterben ohne tröstende Begleitung

„In Erinnerung an – Dorothea“, hat einer geschrieben. Und gesagt, Dorothea, das war seine Tante und er hätte sie wegen ihrer Krankheit gar nicht mehr sehen dürfen. Und jetzt sei sie tot. „Aber sie war immer so stolz auf ihren Namen“, erzählt er. Dorothea, Gottesgeschenk heißt das, das hätte sie immer gesagt. „Ich glaub gar nicht so richtig an Gott“, meint er noch, „aber ich hoffe trotzdem irgendwie, dass sie jetzt da ist, bei ihrem Gott.“ Das sagt er, zündet eine Kerze an und geht weiter.

Sie sind jetzt bei Gott und leben in unserer Erinnerung weiter

Das hoffe ich auch, für Dorothea und all die anderen: Dass sie bei Gott sind.

In Erinnerung – die Karten für verstorbene Menschen der Corona-Pandemie. Die Karten und auch ihre Geschichten: Sie zeigen mir: Die Verstorbenen leben – in unseren Erinnerungen und ich hoffe, auch bei Gott.  

Linktipps:  www.trauerseelsorge.bistumlimburg.de / https://frankfurt.bistumlimburg.de/

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