Mahnmale leuchten in der Dunkelheit
In den langen dunklen Phasen der Winterzeit fallen sie besonders auf: die Kreuze an der Straße. Hier ist ein Mensch tödlich verunglückt, manchmal auch mehrere. Die Angehörigen setzen ein christliches Symbol an die Stelle, an der die Seele den Körper verlassen hat - an den Ort, an dem der geliebte Mensch zuletzt gewesen ist und sein Leben ausgehaucht hat.
Ein Kreuz am Ort des Unfalls
So hat es die Familie P. im Odenwald gemacht. Der Sohn war 19, als er mit dem Auto tödlich verunglückte. Seine Feuerwehrkameradinnen und –kameraden haben das Kreuz für ihn an den Ort des Unfalls gestellt. Hier fühlen sie sich mit ihm besonders verbunden.
Das Kreuz erinnert und mahnt zugleich
Wer daran vorbeifährt, wird in den meisten Fällen automatisch innehalten und daran denken, dass hier etwas Schreckliches passiert ist. Das Kreuz mahnt zugleich, vorsichtig zu fahren, damit anderen dieses Schicksal erspart bleibt. Es ist sozusagen ein doppelter Effekt.
Irgendwann hat das Kreuz seinen Dienst getan
Die Mitarbeiter der Straßenmeistereien dulden die Kreuze am Straßenrand, wenn sie andere Verkehrsteilnehmer nicht behindern. Je weiter der Trauerprozess voranschreitet, desto weniger brauchen Angehörige oder Freunde diesen Ort – das lässt sich am Pflegezustand ablesen. Irgendwann räumt die Straßenmeisterei das Kreuz ab. Dann hat es seinen Dienst getan - zumindest für die Trauernden.
Und manchmal ist tatsächlich auch die Gefahrensituation entschärft worden – die Kurve begradigt, das Tempolimit heruntergesetzt, die Unterführung gebaut. Dann ist doppelt viel gewonnen.
Auch weiße Fahrräder erinnern an schlimme Unfälle
Auch weiße Fahrräder erfüllen diese Aufgabe. Diese Geisterräder, wie sie auch genannt werden, sind von oben bis unten weiß gestrichen. Oft stehen sie dort, wo eine Radlerin oder ein Radler tödlich verunglückt ist oder schwer verletzt wurde. Manchmal dienen sie aber auch nur dazu, auf eine gefährliche Stelle aufmerksam zu machen und damit Schlimmes zu verhindern. Im Unterschied zum Straßenkreuz stellen nicht Angehörige ein Rad dorthin, sondern Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Deutschland (AFCD). An der Stelle, an der der Sohn der Familie P. verunglückt ist, ist übrigens seither kein Unfall mehr passiert.