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Ich trage einen Namen
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Ich trage einen Namen

Marcus Vogler
Ein Beitrag von Marcus Vogler, Leitender katholischer Pfarrer der Pfarrei St. Bonifatius Amöneburger Land

Matthias, Marion, Marcus. Jeder von uns trägt einen Namen. Dieser Name gehört von klein auf zu uns Menschen. Unsere Eltern haben ihn für uns ausgesucht. Ganz bewusst und individuell. Familienangehörige, Freunde, Bekannte, und Arbeitskollegen nennen uns bei unserem Namen. Wird er streng ausgesprochen, wenn wir z.B. als Kind etwas angestellt haben, dann zucken wir zusammen. Wird er gerufen, dann werden wir hellhörig. Spricht ihn jemand liebevoll aus, dann bekommen wir sogar hin und wieder eine „Gänsehaut“. In dem eigenen Namen findet sich das tiefste, innere Ich wieder. Wer sich an den Namen einer Person erinnert, zeigt Interesse und Wertschätzung. Es ist deshalb von Vorteil, sich andere Namen zu merken und dies auch zu zeigen. Vielleicht kennen Sie das? Mitten in einem angeregten Gespräch hören Sie plötzlich Ihren eigenen Namen und auf einmal sind Sie völlig abgelenkt. Sie schauen sich um und forschen nach, wer Ihren Namen ausgesprochen hat. Es kann sogar so weit kommen, dass Sie aus Ihrem Konzept gebracht werden und den roten Faden verlieren.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein kluger Satz ein: „Das einzige Wort, was die Fähigkeit hat einen Menschen so aus dem Konzept zu bringen, ist der eigene Name.“ Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Selbst, wenn es wirklich laut ist und ich meinen Namen nur verzerrt wahrnehme, werde ich hellhörig. Häufig überlege ich, was die anderen dabei über mich sagen. Ist das Gespräch positiv oder negativ? Wird gelobt oder gelästert? Meist ist meine Neugier ist zu groß, um diese Informationen einfach zu überhören. Diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig unser Name ist. Wird er ausgesprochen, dann sind wir persönlich gemeint, nicht irgendeine Nummer. Nicht ein Anonymer unter den 7, 5 Milliarden Menschen auf der Erde. –

Auch Gott kennt mich mit Namen. Ich bin vor Gott niemals „die Menschheit“. Vor ihm bin ich nicht einer von vielen. Eine gewagte Behauptung! Warum bin ich davon so überzeugt? Weil mir die Bibel passende Antworten gibt. So beim Propheten Jesaja im Alten Testament. Hier sagt Gott: „Fürchte dich nicht…ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir" (Jes 43,1). Gott spricht diesen schönen Satz zum Propheten Jesaja, um ihm zu erklären, dass er ihn bereits im Mutterleib, d.h. vor seiner Geburt schon mit Namen gekannt hat. Diese wunderbare Aussage Gottes darf ich auch auf mich beziehen. Mein christlicher Glaube sagt mir: Ich bin kein Zufallsprodukt auf dieser Erde. Gott hat mich gewollt. Meine Eltern haben beim Schöpfungsakt mitgeholfen. Die Tatsache, dass eine der Millionen Samenzellen genau auf die eine vorhandene Eizelle trifft und dann genau ich entstanden bin, so wie ich bin, mit allen meinen Fähigkeiten und mit dem, was mich ausmacht, ist für mich ein Wunder. Ein Wunder Gottes.

Bei meiner Taufe hat Gott mich dann tatsächlich mit Namen gerufen. Durch den Pfarrer hat er damals gesagt: „Marcus, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Natürlich konnte ich das damals als drei Monate altes Kind nicht bewusst hören, geschweige denn verstehen. Aber im Laufe der Zeit konnte ich immer mehr erkennen, dass Gott sich mit mir verbunden hat. Dass er mich gewollt hat, liebt und bei meinem Namen ruft. Ich gehöre zur Familie Gottes. Das heißt dann auch: Ich gehöre zu all denen, die auch Gottes Namen tragen. Ich muss mir mein Ansehen vor Gott nicht erkämpfen oder erarbeiten. Gott hat mir dieses Ansehen schon längst geschenkt. Ich habe einen Wert, egal wie alt ich bin, wie erfolgreich, wie viel ich verdiene oder wie gut ich aussehe. Ich als Person bin Gott wichtig. Mit meiner ganzen Existenz und mit meinem Namen bin ich bei Gott gut aufgehoben.

 

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