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Gut vernetzt - auch mal ohne Netz

Gut vernetzt - auch mal ohne Netz

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Seit dem ersten Lockdown letztes Jahr bin ich in meinem Alltag deutlich digitaler geworden. Mittlerweile fühl ich mich ohne regelmäßigen Blick aufs Smartphone irgendwie von der Welt abgeschnitten. Dass mich das mehr verändert hat, als ich dachte, ist mir jetzt am Montag deutlich geworden. Die globale Störung von Facebook und Whatsapp hat mich ziemlich schockiert. Nichts ging mehr – bei Milliarden Nutzern.

Alltag mit Smartphone und Co.

Ich musste an die vielen Existenzen denken, die von den Online-Dienstleistern abhängen. Aber ich hab auch an meinen Alltag gedacht. Denn auch wenn ich vor allem andere Online-Dienste benutze, hat mir das gezeigt: Eigentlich leb ich längst so, dass in meiner Online-Welt nichts schief gehen darf. Ich verlass mich auf mein Smartphone. So wie ich mich darauf verlasse, dass Wasser aus dem Hahn kommt. Oder Strom aus der Steckdose.

Kann ich noch ohne?

Mich hat das ziemlich beunruhigt. Ich hab mich verwundbar und fremdbestimmt gefühlt. Und ich hab mir die Frage gestellt: Kann ich überhaupt noch ohne Smartphone und Co meinen Alltag so leben, dass ich mich wohlfühle? Als ich darüber nachgegrübelt hab, musst ich plötzlich schmunzeln:

Als die Oma das Internet kaputt gemacht hat

Mir ist ein Hörbuch von Marc-Uwe Kling eingefallen, über das ich mich vor ein paar Monaten amüsiert hab. Es heißt: „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“. Und es beschreibt sehr humorvoll und anrührend, wie ein Internet-Blackout eine Familie erst ins Chaos stürzt – und dann alle wieder zueinander finden lässt. Und das in einer Weise, dass ich damals spontan dachte: eigentlich gar nicht so schlecht, dieser Internet-Unfall. Der kann eben auch zu einem neuen Offline-Leben führen.

Ganz reale Treffen

Als mir diese Geschichte am Montag wieder eingefallen ist, hab ich gemerkt: Es tut mir gut, diesem Alltag ohne Internet einfach mal nachzugehen. Ich werd jetzt am Wochenende zumindest ein bisschen so tun, als hätte jemand das Internet kaputtgemacht. Ich nehm mir vor: Ich ruf einfach mal zwei Freunde an und schreib nicht bloß eine Nachricht an sie. Und verabrede mich dann für ein ganz reales Treffen. Ich bin sicher, dass ich dann feststelle: Ich kann mich weiterhin gut mit anderen vernetzen. Auch, wenn „das Netz“ streikt. Und ich finde: Das ist ein sehr schönes Gefühl.

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