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Glück oder Unglück? Wer weiß das schon…

Glück oder Unglück? Wer weiß das schon…

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Für was etwas gut oder nicht gut ist, das stellt sich oft erst später heraus. Ein  kleine Geschichte zeigt dies sehr deutlich: Ein Bauer hatte nur einen kleinen Acker. Mit seinem alten Pferd schickte er jeden Tag seinen Sohn aufs Feld. Eines Tages lief der alte Gaul einfach weg.„ Ein Unglück“ riefen die Nachbarn des Bauern: „Du wirst dein Feld nicht bestellen können.“ Der alte Bauer blieb ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es ein Unglück ist?“ In der nächsten Woche kehrt der alte Gaul zurück und brachte zehn Wildpferde mit sich. „Was für ein Glück du hast,“ riefen die Nachbarn. Der Bauer blieb ruhig und sagte: „Woher wisst ihr, dass es ein Glück ist?“ Der Sohn des Bauern ritt vor lauter Übermut auf einem der Wildpferde und stürzte.„ Was für ein Unglück du hast“ – riefen die Nachbarn. „Woher wisst ihr, dass es ein Unglück ist“ – rief der Bauer. Dann kam ein Krieg, alle jungen Männer wurden zum Krieg eingezogen. Nur der Sohn des Bauern nicht, weil er sich beim Sturz vom Pferd ein Bein gebrochen hatte. Für was etwas gut ist oder nicht, das stellt sich oft erst später heraus.

Ich finde: Diese Geschichte ist mitten aus dem Leben geschrieben. Ich kenne das auch: Vor ein paar Jahren musste ich für mehrere Wochen ins Krankenhaus, ich war darüber ziemlich niedergedrückt. Während meines Aufenthaltes dort hatte ich viel Zeit, über mich nachzudenken. Die Zeit im Krankenhaus hat mir geholfen, manches in meinem Leben positiv zu verändern. Ohne diese Zeit wäre einfach alles weitergelaufen. Und ich hätte wichtige Entscheidungen  für mein Leben nicht getroffen. Viele Jahre davor – direkt nach der Schule  hatte ich mir in den Kopf gesetzt, Polizist zu werden. Ich bestand alle Prüfungen, wurde aber aufgrund einer Rotgrün- Blindheit nicht genommen. Heute sage ich mir: Es sollte wohl so sein,denn so wurde ich katholischer Seelsorger und habe es bis heute nicht bereut. Für was etwas gut ist oder nicht – stellt sich oft erst später heraus. Die Bibel sagt es in anderen Worten: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8f).

Als gläubiger Mensch sehe ich hinter dem, was mir passiert, einen göttlichen Plan. Zu diesem Plan können Höhen und Tiefen, Enttäuschungen und Niederlagen ebenso gut dazu gehören, wie Erfolge und Glücksmomente. Nicht alles, was mir nicht schmeckt, ist deswegen schon schlecht für mein Leben. Manchmal haben gerade Enttäuschungen und Niederlagen bewirkt, dass mein Leben schöner wurde. Daher glaube ich: Für was etwas gut ist oder nicht, das stellt sich oft erst später heraus.

 

 

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