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Erfahrungen mit wenig Geld – Und was nehmen Sie dann?
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Erfahrungen mit wenig Geld – Und was nehmen Sie dann?

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Es ist draußen saukalt. Ich bin zu leicht angezogen. Mir klappern draußen die Zähne. So betrete ich ein gediegenes Restaurant. Einfach wegen der Wärme. Ich setze mich. Stofftischdecke, Stoffservietten, Besteck, das teuer aussieht. Heimelige Atmosphäre. Keine Karte zu sehen. Die Bedienung naht. Ein adrett angezogener Ober. Ich habe nur 3 Euro einstecken. Zufällig in der Jackentasche. Trotzdem ist mir eiskalt. Ich lächele ihn an. Ich habe keine Ahnung, was man hier für drei Euro bekommt. Ein Wasser wäre mir zu kalt. Wie teuer ist ein Tee, frage ich? Er zählt die Sorten auf, sagt aber nicht den Preis. 15 Sorten. Ich lächele. Und wieviel kostet ein Tee, frage ich. Er verzieht die Mundwinkel und sagt mir den Preis. Geht grad noch so. Und dann fragt er langgezogen und mit viel Betonung: „Und daaann?“ Also, was ich danach essen werde. Ich lächele. „Nix und dann,“ sage ich. „Ich habe nur drei Euro mit und mir ist kalt!“ Der Ober schaut mich schräg an und wiederholt: „Und dann – nichts!“ und zieht ab. Für mich ist es vielleicht nur ein unangenehmer Moment. Ich denke an Menschen, die ganz wenig haben. Denen jetzt auch da draußen einfach kalt ist. Die ihre Füße nicht mehr spüren. Die auch einfach mal zum Aufwärmen irgendwo rein gehen müssen. Ich habe normalerweise mehr Geld mit. Wenigstens einen Schein. Heute halt mal nicht. Wie von oben herab behandelt mich der Ober. Es ist natürlich ein Restaurant, wo Menschen normalerweise ein hochpreisiges Essen einnehmen. Keine Wärmestube. Ich denke darüber nach, wie ich manchmal arme Menschen behandle. Ist mir offen gezeigte Armut unangenehm? Und wie gehe ich damit um? Arrogant von oben? Ich bin nicht arm, heute vielleicht ein wenig armselig und verfroren. Der „Und dann?“ – Ober erscheint mit meinem Tee. Tee plus Kandis, zwei Sorten Zucker, Milch, Honig und einem Zitronenscheibchen. Vollendet. Wie einem kleinen König kredenzt er mir den Tee.

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