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Der Radhelm an der Garderobe
Bild: pixabay

Der Radhelm an der Garderobe

Dr. Paul Lang
Ein Beitrag von Dr. Paul Lang, Diakon und Lehrer für Latein, Musik und Religion in Amöneburg
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Nun hat der Herbst Einzug gehalten. Aufräumen ist angesagt. An der Garderobe häufen sich alle möglichen Kleidungsstücke, Jacken, Pullover und Taschen. Auch der Fahrradhelm hängt dort. In Gedanken nehme ich ihn vom Haken. Nachdenklich betrachte ich ihn, mit der Hand streife ich über seine glänzende Außenhaut. Ein paar Blessuren hat er diesen Sommer davongetragen. Da war ein Ast im Weg. Das wäre eine blutige Schramme geworden ohne Helm. Und dann der Hund, der mir ins Rad gesprungen ist. Er ist mit dem Schrecken davongekommen. Ein paar Schürfwunden und eine Prellung bei mir: Auch die sind schon fast vergessen. Der Helm bewahrt die Erinnerung: Eine leichte Delle, wo er die Straße berührt hat, bleibt. Es ist Zeit das gute Stück zu ersetzen. Er hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Der TÜV würde ihn aussortieren, vermute ich. Wegwerfen mag ich ihn noch nicht. Erst einmal kommt er in den Schrank. Unwillkürlich muss ich schmunzeln, als ich ihn dort deponiere. Er kommt neben den Skihelm zu liegen. In Gedanken sehe ich Abfahrten auf weißen Pisten, Bergetappen mit dem Rennrad, einen blauen Himmel. Ich fühle mich geborgen und gut. 

Nach wie vor ist die Erinnerung an einen Unfall, der mir Jahre zuvor passiert ist, präsent: Ein Zusammenprall auf dem Rad mit einem Auto. Danach war der alte Helm nicht mehr zu gebrauchen: Zwei Brüche durchzogen ihn. "Gut, dass Sie den aufgehabt haben", hatte der Arzt in der Unfallklinik zu mir gesagt. "Ob Sie das sonst überlebt hätten, weiß ich nicht." Er hat mich gut beschützt, der Radhelm. Soviel kann passieren, jeden Tag. Ich mag gar nicht drüber nachdenken, das würde vermutlich manches Herzklopfen und viele Sorgen zur Folge haben. In vielen Gefahren versprechen Versicherungen Hilfe und Beistand. Gut, dass es sie gibt. Aber beschützen können sie niemanden, genau genommen.

Schutz? Wer gibt mir wirklich Schutz so wie ein Helm das tut? Gläubige Menschen meistern ihr Leben im Vertrauen auf Gott. Dass ein guter Gott über uns wacht und seine Hände über uns hält, darum bitten Christinnen und Christen. Psalm 16, ein Gebet aus dem Alten Testament, formuliert diese Bitte. Die Gemeinschaft von Taizé in Burgund hat diesen Psalm in einen ihrer meditativen Gesänge so gefasst: Behüte mich Gott, ich vertraue dir. Du zeigst mir den Weg zum Leben. Bei Dir ist Freude, Freude in Fülle. Ohne Vertrauen, dass alles gut wird und bleibt, ist Leben kaum möglich, glaube ich. Im Vertrauen, dass ein guter Gott uns beschützt, weil er uns gern hat, haben gläubige Menschen zu allen Zeiten ihr Leben gemeistert. Und sich vieles zugetraut. Von Gott behütet und beschützt zu sein – das wünsche ich Ihnen und mir am Beginn des neuen Tages.

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