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Der liebevolle Blick
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Der liebevolle Blick

Christoph Hartmann
Ein Beitrag von Christoph Hartmann, Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral
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In jedem Unternehmen treffen Menschen mit unterschiedlichsten Charakteren aufeinander. Dabei ist mir aufgefallen, dass manchmal der Umgang miteinander nicht der beste ist. Ich habe von Unternehmen gehört, in denen Abteilungen gegen andere kämpfen. Da meinen einige Mitarbeiter es besser zu wissen als der Chef. Oder umgekehrt, der Chef sieht nicht die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter. Und viele sehen immer nur das, was nicht gelingt. Zusammengefasst: der beste Nährboden für Misstrauen, Angst und Streit.

Könnte das kollegiale Miteinander nicht ganz anders sein? Ein Kollege demonstrierte dies einmal sehr eindrucksvoll. In einem Schulgottesdienst, ging so ziemlich alles schief. Nach dem Schlusslied kam dieser besagte Kollege und sagte zu der verantwortlichen Kollegin: "Vielen Dank für den schönen Gedanken aus dem Text, den sie ausgesucht haben. Der war sehr erbauend." Ich habe dies aus einiger Entfernung mitbekommen und war erstaunt. In diesem Moment lief eher die ganze Schieflage des Gottesdienstes auf meinem inneren Bildschirm ab. Aber diese Reaktion des Kollegen löste in mir ein Nachdenken aus. Dass da vieles schief gelaufen ist, musste der Kollegin keiner sagen, dass wusste sie. Aber trotz des missglückten Gottesdienstes noch etwas Positives zu finden und sie dadurch aufzubauen – das schaffte mein Kollege! Für diese Erfahrung bin ich ihm sehr dankbar. In allem Chaos noch etwas Gutes und Wertschätzendes zu entdecken. Die Menschen liebevoll in den Blick zu nehmen.

Dieser Moment hat in mir etwas ausgelöst: ich habe mir angewöhnt meinem Gegenüber erstmal positiv zu unterstellen, dass er es gut mit mir meint. Allein mit dieser Einstellung zur Arbeit zu fahren erspart mir viele negative Gedanken! Damit diese Einstellung in Fleisch und Blut übergeht, hilft mir immer wieder folgender Gedanke: Ich stelle mir vor, dass Gott mich liebevoll, wohlwollend ansieht. Was für eine Wohltat. Ich muss ihm nichts vormachen. Er weiß ja um meinen ganz persönlichen Zustand. Aber dieser liebevolle Blick tut einfach gut! Aus dieser Erfahrung heraus kann ich Schritt für Schritt darin wachsen, auch anderen liebevoll und wohlwollend zu begegnen. Was ich von anderen erwarte, das will ich erst recht ihnen tun. Das ist gar nicht so schwer. In kleinen Schritten das menschliche Miteinander, Tag für Tag, ein bisschen liebevoller zu gestalten. Probieren Sie es doch auch mal aus!

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