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Das alte Paar an der Kasse
Bildquelle: Pixabay

Das alte Paar an der Kasse

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel

Sie fallen auf an der Kasse im Supermarkt. Ein altes Paar. Er groß, weiße Haare und finsteres Gesicht. Sie klein, Pelzmantel und stark geschminkt. Auch sie schaut grimmig. Sie meinen, die Kassiererin habe einen Fehler gemacht. Das kostet nicht so viel, sagen sie und zeigen auf die Apfelsinen. Die Frau an der Kasse bleibt ruhig. Doch, sagt sie, das kostet so viel. Zum Beweis steht sie auf und holt die Ware. Ja, sagt der Mann, aber die wollten wir nicht. Wir wollten die billigen, sagt die grimmige Frau. Die junge Frau an der Kasse bleibt weiter ruhig. Ich hole es ihnen, sagt sie und holt die billige Ware. Wortlos bezahlen die beiden Alten und wollen gehen. Rechnen aber nicht mit dem jungen Mann hinter ihnen. Der sagt: Und jetzt sollten Sie sich bei der jungen Frau noch bedanken, die Ihnen freundlich geholfen hat. Wieso, sagt die alte Frau, das ist doch ihre Pflicht. Nein, sagt der junge Mann, Sie beide dürfen sich nicht beschweren, wenn es ihr eigener Fehler war. Das alte Paar schaut entgeistert. Die Frau an der Kasse bedankt sich leise.

Andere sind nicht meine Knechte oder Mägde. Alter schützt vor gar nichts. Es war der Fehler des alten Paares. Den dürfen sie nicht auf andere schieben und meinen, die hätten ihnen zu dienen. Man darf sich der Menschen nicht bedienen. Und niemand ist klüger, nur weil er alt ist. Man geht auch nicht grimmig an eine Kasse. Die junge Frau ist nicht schuld, dass die beiden grimmig sind. Man darf sein Unglück mit sich nicht abwälzen auf andere. Mein Leben bleibt meine Verantwortung. Vor Gott und mir. Meckern macht mickrig. Danken bringt Glück.

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