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Wunder gibt es immer wieder
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Wunder gibt es immer wieder

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz

Die Zeit heilt alle Wunder. Nein, ich habe mich nicht gerade versprochen. „Die Zeit heilt alle Wunder“: So heißt ein Lied der deutschen Band „Wir sind Helden“. Es handelt davon, dass Menschen – je älter sie werden – mehr und mehr das Wundern verlieren. Dass ihnen das kindliche Staunen und Wundern über die Welt ausgetrieben wird. So heißt es zum Beispiel in einer Liedzeile: „Du bleibst - kaum kannst du laufen - alle zwei Meter stehen. Und fällst auf die Knie, um noch ein Wunder zu sehn. Und am nächsten Wunder ziehen sie dich vorbei. Der dich am Arm hält, zählt bis drei – es ist vorbei.“

Ein pessimistisches Lied, finde ich. Denn ist es schade, dass wir das Staunen, das Wundern über unsere Welt verlieren. Alles nur noch mit einem nüchternen Blick betrachten. Als Erwachsene meinen wir oft, alles sei irgendwie erklärbar. Aber eigentlich ist es doch trotzdem so: Über Wunder sprechen wir gerne, wir nennen große, bedeutsame Ereignisse Wunder.

Der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 durch die deutsche Mannschaft zum Beispiel. Das wird „Das Wunder von Bern“ genannt – es ist fast so eine Art Gründungsmythos der jungen Bundesrepublik Deutschland geworden. Oder das „Wunder von Lengede“. Da wurden 1963 aus einem verschütten Bergschacht elf Bergleute nach mehr als zwei Wochen unter Tage lebend geborgen. Obwohl man sie schon für tot erklärt hatte. Also, gibt es sie doch: die Wunder? Dinge also, dessen Zustandekommen man nicht wirklich erklären kann.

Auch Religion und Kirche kennen natürlich Wunder. Über jeden Heiligen, über jede Heilige gibt es Wundergeschichten. Die heilige Elisabeth zum Beispiel soll Rosen in Brot verwandelt haben. Und auch die Bibel ist voll von Wundergeschichten. Im Neuen Testament wird davon erzählt, wie Jesus den toten Lazarus wieder auferweckt. Oder es wird erzählt, wie er über das Wasser läuft. Oder wie er mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Menschen satt macht. Alles: Wunder. Aber: Das klingt für so manchen sicher nach einem ziemlichen Hokuspokus: Und warum sollte ein aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts noch an Wunder glauben?

Natürlich weiß ich auch nicht, ob es diese Wunder in der Bibel tatsächlich alle gegeben hat. Aber eines ist mir wichtig: Ich will mir ein wenig von diesem kindlichen Staunen, von diesem kindlichen Wundern bewahren. Denn das Wundern über die Welt: Das ist für mich auch ein Ausdruck der Suche nach Gott. Es lässt mich immer wieder nach dem Sinn in meinem Leben fragen: Woher komme ich? Wohin werde ich gehen? Warum existiere ich?

Und deswegen halte ich es nicht so sehr mit „Wir sind Helden“, sondern lieber mit Katja Eppstein. Denn sie hat einmal gesungen: „Wunder gibt es immer wieder – heute oder morgen können sie geschehen. Wunder gibt es immer wieder, wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehn“.

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