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Meer-Momente
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Meer-Momente

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

Heute, am internationalen Tag des Meeres, muss ich an den wohl schönsten Meer-Moment meiner Kindheit denken: die jährliche Deich-Besteigung unserer Familie. Ein wunderbarer Augenblick zu Beginn der Sommerferien, der meine Eltern, meine Geschwister und mich jedes Mal begeistert hat. Ich habe eine Weile nicht mehr an diesen Moment an stets der gleichen Stelle irgendwo im nordfriesischen Nirgendwo gedacht. Naja, das hängt vermutlich mit dem zusammen, was dieser Deich-Besteigung alljährlich voranging: Denn wir sind schließlich immer vom Rhein Main-Gebiet aus angereist. Das war jedes Mal purer Stress. Für Sitzfleisch – und Nerven. Ich erinnere mich: Wir drei Kinder sitzen stundenlang auf der Rückbank eines Autos, das in den 70er Jahren als Familienkutsche galt - aber heute neben einem SUV schmal wie ein Mofa wirken würde. Das Gequetsche führt schnell zu Gequengel. Und da nur ein knarzendes Radio für elektronische Ablenkung sorgt, gibt es auf der Fahrt bald nur noch Meutereien und Machtworte.

Das alles war aber mit einem Schlag vergessen, wenn der Deich in Sicht kam: Wir sind dann ausgestiegen, den Hang hinaufgestapft – und haben das Meer angestaunt. Und wirklich jedes Mal pures Glück empfunden. Und zum Glück habe ich auch später immer wieder erleben können: Das Meer kann einfach unglaublich gut tun. Dabei muss der Himmel gar nicht unbedingt blau sein: Auch regenverhangene Meer-Momente sind wunderbar. Wenn sie im Urlaub nicht überhand nehmen. Und wenn man Vorsichtsregeln beachtet, ist auch ein Sturm-Spaziergang am Strand ein großartiges Erlebnis.

Natürlich gibt es viel ernstere Gründe, das Meer wertzuschätzen, als solche schönen Meer-Momente: Das Meer ist Lebensgrundlage für die Menschheit. Mir hilft es aber gerade an einem solchen Gedenktag wie heute, mich an persönliche Erlebnisse zu erinnern. Denn das verhindert, angesichts der Meldungen zum Thema Klimawandel und Meeresverschmutzung zu resignieren. Solche Gefühle von Dankbarkeit geben mir Kraft, zumindest in kleinem Maßstab konkret für die Meere etwas zu tun. Indem ich etwa beim Fischessen auf die Arten verzichte, die besonders gefährdet sind. Hierzu gibt es eine sehr informative Liste. Und indem ich mich am Meer verantwortungsbewusst verhalte: beim Baden, beim Schnorcheln, beim Umgang mit Müll. Hier kann und will ich noch mehr tun. Das nehme ich mir jetzt wieder besonders vor: Wenn die Sommerferien näher rücken. Und die Reise wieder ans Meer führt.

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