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Tag der Putzfrau
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Tag der Putzfrau

Michael Tönges-Braungart
Ein Beitrag von Michael Tönges-Braungart, Pfarrer

Heute ist der internationale Tag der Putzfrau. Im Jahr 2004 hat die Krimiautorin Gesine Schulz diesen Tag ins Leben gerufen, um damit ihrer Krimiheldin Karo Rutkowsky ein Denkmal zu setzen, die als Privatdetektivin und nebenher als Putzfrau arbeitet. Aber nicht nur ihr, sondern allen, die als Reinigungskräfte oder Haushaltshilfen, wie sie oft auch genannt werden, arbeiten, wollte sie dadurch mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Über 600.000 Menschen arbeiten in entsprechenden Unternehmen in Deutschland, dazu noch einmal ca. 100.000 auf Minijob-Basis in Privathaushalten; und eine noch größere Zahl selbstständig – oder auch „schwarz“.

Unentbehrlich sind sie, die Putzfrauen – und die Putzmänner natürlich auch. Wehe, wenn sie einmal ausfallen. Dann droht das Chaos. Mancher nimmt erst dann richtig wahr, was diese „guten Geister“ alles schaffen. Ich finde, die Putzfrauen – und –männer – sind es allemal wert, ihnen einen Tag zu widmen und sie zu ehren. Wahrscheinlich ist das sogar dringend nötig. Einmal habe ich einen Konfirmanden gebeten, das Kaugummipapier wieder aufzuheben, das er im Gemeindehaus achtlos auf den Boden geworfen hatte. Und er antwortete mit: „Wieso – dafür haben wir doch hier eine Putzfrau! Die wird doch dafür bezahlt!“ Als ich ihm gesagt habe, wie die Putzfrau hieß und er feststellen musste, dass er sie persönlich kannte, sah er das Ganze doch ziemlich anders und klaubte kleinlaut das Papier wieder auf.

Natürlich werden Reinigungskräfte für ihre Arbeit bezahlt. Meistens nicht gerade üppig. Wozu ihnen also einen Tag widmen, wo sie doch nur ihre Arbeit machen wie viele andere auch? Oder sollen wir gleich für jeden Berufsstand einen Tag ausrufen? Zumindest für die Berufe, die nicht schon genug öffentliche Anerken-nung und Wertschätzung erfahren. Die im Hintergrund bleiben. Die manchmal den Dreck wegputzen, den wir achtlos machen. Die wir oft übersehen. Aber ohne die das Chaos ausbrechen würde… Wir nehmen so viele Dienstleistungen selbstverständlich – und damit auch die Menschen, die sie erbringen. Und dabei wollen wir selber doch gar nicht so gerne für selbstverständlich genommen werden, sondern wünschen uns Anerkennung und Wertschätzung – auch für unsere Arbeit.

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“, so einfach hat‘s Jesus einmal auf den Punkt gebracht. (Matthäus 7, 12) Ich glaube, er wusste genau, warum er das so eindringlich sagte. Denn leider ist es so wenig selbstverständlich. Warum? Für sich selber Anerkennung zu erwarten, das ist ja so viel einfacher, als sie anderen auch zu geben. Erstaunlich, wie schlicht wir Menschen manchmal gestrickt sind.

Dass Reinigungskräfte in Unternehmen ordentlichen Lohn bekommen und man auch die „eigene“ Putzfrau, wenn man denn eine beschäftigt, anständig bezahlt, das ist das eine. Dass man ihnen ihre Arbeit nicht unnötig schwer macht und Ihnen auch Anerkennung zollt, einmal persönlich „danke“ sagt und sie so als Mitmenschen wahrnimmt, das ist das andere. Beides gehört zusammen. Nicht nur am internationalen Tag der Putzfrau.

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