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Rochus und Martin: Licht für andere werden
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Rochus und Martin: Licht für andere werden

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld
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Am kommenden Montag ziehen die Kinder wieder mit ihren Laternen durch die Straßen. Dabei singen sie: „Ein bisschen so wie Martin möcht ich manchmal sein.“
Ich berichte Ihnen zunächst von einem anderen Heiligen, dem Heiligen Rochus. Was Martin und Rochus gemeinsam haben, das werden Sie am Ende des Beitrags hören.
In diesem Jahr feiert die Stadt Fulda ihr 1275-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund gibt es viele Veranstaltungen. Bei einer dieser Veranstaltungen bin ich besonders engagiert. Folgen Sie mir zunächst für einen Moment in das 13. und 14. Jahrhundert. Damals wütete die Pest in ganz Europa, auch in Fulda. Nur der heutige kleine Stadtteil Kämmerzell blieb verschont. Aus Dank bauten die Bürger auf einer Anhöhe eine Kapelle. Diese wurde dem Heiligen Rochus geweiht. Denn Rochus ist der Patron der Pestkranken.
Sein Vater hat gerade Schiffe für seinen florierenden Handel gekauft. Er war überzeugt: Mit den neuen Möglichkeiten wird Rochus der bedeutendste Mann seiner Heimatstadt Montpellier. Rochus hat einen anderen Zukunftsplan als den, den sein Vater für ihn vorgesehen hatte. Er will nach Rom zu den Gräbern der Apostel pilgern. Auf seinem Pilgerweg begegnet er dem schwarzen Tod, der Pest. Angerührt vom Leid und von der Not der Kranken beginnt er diese liebevoll zu pflegen. Schließlich befällt ihn die Krankheit selbst. Die Legende erzählt, dass er durch einen Hund versorgt wird, der ihm Medizin und Nahrung in einem Korb bringt. Wieder genesen macht sich Rochus auf den Weg in seine Heimatstadt. Aber die entsetzliche Krankheit und die Strapazen hatten ihn so verunstaltet, dass ihn keiner mehr erkannte. Wegen der Kriegszeiten hält man ihn für einen Spion und wirft ihn in den Kerker. Schließlich stirbt er dort. Er wird von den Bewohnern Montpelliers auf dem Boden liegend gefunden, von hellem Glanz umgeben. Ein Zeichen für seine Besonderheit, seine Heiligkeit.
Rochus wird als Mensch geschildert, der überall Hilfe und Heilung, Hoffnung und Trost bringt. Dadurch erscheint er den Kranken und Unglücklichen wie ein Licht in ihrer leidvollen Dunkelheit. Als Christ denke ich an Jesu Worte. In der Bibel, dem Johannesevangelium (Joh 8,12), bezeichnet sich Jesus selbst als Licht. Er sagt „Ich bin das Licht der Welt.“ Und dort können wir auch lesen (Joh 12,36) „Glaubt an das Licht, damit ihr selbst Söhne und Töchter des Lichtes werdet.“ Selbst Licht für andere werden, das ist doch eine wirklich motivierende Vorstellung. Kein Wunder also, dass während des großen Fuldaer Stadtjubiläums zu Ehren des heiligen Rochus ein Theaterstück aufgeführt wird. Das ist mehr als nur Nostalgie oder historische Erinnerung. Ich denke an die vielen Darsteller, die mit ihrem Theaterspiel zum Licht für andere werden. Ich bin selbst einer von Ihnen. Im Rochusspiel zeigen wir den Menschen einen Gegenentwurf zu einer Lebenswelt, die immer das „Höher – Weiter – Besser und Schneller“ in den Mittelpunkt stellt. Eine Lebensweise, die auch viele Verlierer hat. Ich persönlich glaube, dass nahezu alle Menschen tief in ihrem Inneren auch die Sehnsucht haben, für andere Menschen da zu sein. Das heißt in der Sprache der Bibel, für andere Menschen zum Licht zu werden. Wenn wir am übernächsten Sonntag Premiere feiern, wollen wir unsere Besucher zum Nachdenken anregen. Nachzudenken darüber, wo sie selbst Licht für andere werden können.
Und noch etwas: Am kommenden Montag feiern die Kinder den Heiligen Martin, der Licht für einen frierenden Menschen wurde. Für ihn teilte er seinen Mantel. Und wie jedes Jahr werden sie singen: „Ein bisschen so wie Martin möcht ich manchmal sein.“ Gelingt es uns „ein bisschen so wie Martin, ein bisschen so wie Rochus zu sein,“ dann wird auch die Welt ein wenig besser. Davon bin ich überzeugt.

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