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Nur Geduld!
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Nur Geduld!

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Neid, Hass, Missgunst, Betrug, Habgier. Wie oft tun sich Menschen Böses an, richten sich gegenseitig Schaden an? Die Folgen sind oft Verletzungen, Kränkungen und am Ende meist Funkstille.

"Mit Dir möchte ich nie wieder etwas zu tun haben!" oder "Du bist für mich gestorben!"

Solche Sätze können menschliche Beziehungen völlig zerstören.

Kränkungen und Verletzungen gehören leider zum Alltag. Nicht immer gelingt es, sie unter allen Umständen zu verhindern. Im Leben gibt es oft diesen schwer erträglichen Widerspruch zwischen Gutem und Bösem. Und so ist die Welt voller Widersprüche, die ich manchmal nur schwer aushalten kann.

Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang oft die Frage, wie ich mit diesen Spannungen umgehen kann. Wie gehe ich mit der Widersprüchlichkeit der Welt, aber auch mit mancher Widersprüchlichkeit in mir selbst um? Wie halte ich die Gegensätzlichkeit von Gut und Böse aus?

In einem Gleichnis verweist Jesus auf einen Landwirt, der Weizensamen auf seinen Acker sät. (Mt 13, 24-43) Allerdings streut eines Nachts ein Feind Unkraut unter diesen Weizen. Als nach einiger Zeit nun das Unkraut zum Vorschein kommt, wollen die Mitarbeiter des Landwirts dieses Gewächs ausreißen. Dies will aber der Gutsherr nicht. Stattdessen gibt er den Befehl: Lasst beides bis zur Ernte wachsen! Erst dann soll unterschieden werden zwischen Weizen und Unkraut.

Ist das nicht ein faszinierender Gedanke? Nicht alles gleich im Keim ersticken, sondern geduldig Entwicklungen zulassen. Wer weiß, wie sich manches noch verändert? Wer kann schon mit Sicherheit sagen, wie sich ein Mensch entwickeln wird?

Wie anmaßend kann es sein, vorschnell über andere Menschen zu urteilen? Oder um im Bild zu bleiben: Beim Rupfen des Unkrauts kann man auch guten Weizen vernichten.

Gott gibt mir die Möglichkeit, mich zu entwickeln. Ich habe die Chance, neu zu beginnen. Neustart. Das erfordert natürlich viel Geduld. Ich brauche die Gelassenheit, sodass sich Dinge entwickeln können. Ein schönes Wort dafür ist Barmherzigkeit. Sich in Geduld üben – barmherzig sein. Jeder Mensch hat Barmherzigkeit verdient.

Das wünsche ich Ihnen und mir an diesem Morgen: Mein "Geduld-Potenzial" zu erweitern. Zeit zu geben, damit Entwicklungen stattfinden können. Nur Geduld!

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